1. TEIL JAPANREISE WAKAYAMA. DIE KÜSTE VON WAKAYAMA CITY BIS SHINGU
Japan abseits klassischer Pfade erlebt, wer durch die Präfektur Wakayama reist
Für eine kontrastreiche japanische Erfahrung fahren wir in die Präfektur Wakayama auf der Kii-Halbinsel, die südlich von Osaka über die Berge in den pazifischen Ozean eintaucht. In diesem südlichsten Teil von Japans Hauptinsel Honshu findet man vieles von dem, was ein echtes Japan Erlebnis ausmacht. Eine Reise durch die japanische Provinz.
Spirituelle Berge, heiße Quellen und die Hochburg des Thunfischs
Die Präfektur mit dem klangvollen Namen erreichen wir von Osaka in gut einer Zugstunde. Yuki Oe vom hiesigen Tourismusverband wird uns durch Wakayama führen, eine bei ausländischen Reisenden noch weitgehend unentdeckte Region, die Lonely Planet unter den Top 10 Reisedestination 2018 listet.
Durch das Gebirge von Wakayama zieht sich Japans ältester Pilgerweg Kumano Kodo mit mystischen Wäldern, alten Schreinen und Tempeln, Wasserfällen und heißen Quellen. Der Besuch eines Onsen ist hier ein Muss. Im dörflichen Ryokan fühlt man sich wie zu Gast im alten Japan, wenn das Kaiseki-Mahl kunstvoll aufgetragen wird. Und die Tempelübernachtung auf Koyasan wird mit dem Gang über Japans größten, weltentrückten Friedhof Okunoin zum nachdrücklichen Erlebnis. Eine ganz andere Erfahrung sind die beliebten Onsen-Badeorte mit allem was das japanische Touristenherz begehrt, inklusive Pachinko und Karaoke. Dazwischen warten an der zerklüfteten Küste malerische Buchten, Natur-Attraktionen und Outdoor-Aktivitäten – und natürlich die japanische Esskultur.
Wakayama ist der Ort des Tunas. Unschlagbar frisch kommt er allerorts auf den Tisch direkt von Japans wichtigstem Thunfischhafen im kleinen Katsuura, wo man die Thunfisch-Auktion nicht verpassen sollte. Wie im Paradies fühlt man sich im riesigen Fisch-Supermarkt von Shirahama und verspeist das feinste Sashimi vom soeben zerlegten Yellowfin Tuna. Dazu verkostet man hervorragende Sake aus Wakayama. Feinschmecker können zum Geburtsort von Miso und Sojasauce pilgern, die hier immer noch wie damals hergestellt werden, während in Wakayama City Japans berühmte Tonkotsu-Ramen zu probieren sind.
Nudelsuppe für die Seele
In Wakayama City werden wir gleich mit der besten Ramen-Suppe unserer Japanreise willkommen geheißen, im bescheidenen Laden von Ide Shoten. Ramen werden im ganzen Land für ihre kulinarische Komplexität geschätzt, von der Tiefe der Brühe bis zum perfekten Biss der Nudeln. 2015 vergab man dem ersten Ramenladen (Tsuta in Tokio) sogar einen Michelin Stern. Befragt man die Japaner, dann gibt es die besten Ramen in Wakayama. Der winzige Laden ist seit 1998 berühmt, als Ide-sans Ramen aus Zehntausenden Ramen-Restaurants zu den köstlichsten des Landes gewählt wurden.
In dem kleinen Gastraum sitzen wir mit vielleicht 15 weiteren Personen eng beisammen. Die kräftige Tonkotsu-Shoyu Ramensuppe soll hier die beste sein. Eine reiche Verschmelzung von lang gedünsteten Schweineknochen und Sojasauce. Die Brühe schmeckt so aromatisch und komplex, wie sie aussieht, die festen Nudeln sind perfekt, die dünnen Scheiben Schweinebraten (Chashu) geschmackvoll. Auf den Tischen stehen gekochte Eier und fermentierte Makrelen-Reisrollen (Hayanarezushi), die man in Wakayama traditionell dazu isst. Die köstliche Brühe schlürfen wir bis zum letzten Schluck aus unseren Schüsseln.
Nach seinem Geheimnis gefragt, lächelt der über siebzigjährige Besitzer. Er tue ehrlich gesagt jeden Tag das gleiche und das mit Herz. Schweineknochen und Fleisch und ein wenig Huhn kocht er 10 Stunden lang, mehr verrät er nicht. Von seiner Mutter, die einen Imbisswagen mit Ramen betrieb, hat er das Geschäft übernommen und vor 30 Jahren das Restaurant eröffnet. Trotz seiner Auszeichnung und Berühmtheit, kann sich Ide-san nicht vorstellen umzuziehen oder gar sein Business zu vergrößern.
Mit einer wohligen Wärme im Bauch treten wir hinaus in den dichter gewordenen Nieselregen. Ein Taifun kündigt sich an.
- Die besten Ramen-Adressen. Für Nudelfreudige gibt es mehr als 50 Ramen-Restaurants in Wakayama Stadt, im Tourismusbüro sogar einen Ramen-Stadtplan und als ultimatives Souvenir, die Ide Shoten Ramen Box für zuhause.
- Ide Shoten Ramen Restaurant (Google map), vom Bahnhof Wakayama sind es 10 Minuten zu Fuß.
Yuasa – Die Wiege japanischer Würze
Auf unserer Weiterfahrt Richtung Süden kommt mit Yuasa ein interessanter Halt. Yuasa gilt als Geburtsort der japanischen Sojasaucen-Produktion und wartet mit einem denkmalgeschützten Ensemble von historischen Häusern auf, in denen noch heute nach alter handwerklicher Tradition Sojasauce und Miso produziert werden.
Wir schauen zunächst im Miso-Markt bei Shosuke Ota vorbei. Der muntere ältere Herr führt uns durch seine kleine, schon historische Produktionsstätte, wo er heute noch sein Miso nach einem traditionellen Rezept ausschließlich von Hand herstellt. Früher hat er hier Sojasauce produziert, das kann man an dem feinen Schimmelbelag erkennen, der das Holzgebälk überzieht. „Es braucht 100 Jahre bis so ein Schimmel entsteht“, erklärt Herr Ota voller Stolz. Die Miso Grundzutaten sind Sojabohnen, Reis, Gerste, Salz und der Koji-Schimmelpilz. Misopaste wird als Würze verwendet während das mit Gemüse versetzte Kinzanji Miso als Beilage gegessen wird. Die fermentierten Stücke der Zutaten schmeckt man hier heraus. Ursprünglich hat man früher damit Gemüse für den Winter haltbar gemacht, erzählt er und zeigt uns die Bottiche, in denen er das Miso mit Gurke, Ingwer und Aubergine angesetzt hat. Während wir in seinem Geschäft das geschmackvolle Kinzanji Miso probieren, strömt ein ganzer Reisebus herein. Es handelt sich um den Yuasa-„Fanclub“, der sich mit dem hausgemachten Miso eindeckt – man weiß ja nie, wie lange dieser Handwerksbetrieb noch produziert.
100 Jahre alt ist der Koji-Schimmelpilz an den Holzwänden von Yuasa
Herr Otas Miso während der Fermentierung, das seine Ehefrau im Laden verkauft.
Jede Menge 'Umami' – Sojasauce der fünften Geschmacksrichtung
Nur zwei historische Häuser weiter, werden wir vom Braumeister der Traditionsfirma Kadocho Shoyu höchst selbst in das Handwerk der Herstellung der Urwürze der japanischen Küche eingeführt: Shoyu, wie die Japaner ihre Sojasauce nennen, ist in ihrem Ursprung ein Nebenprodukt der Miso-Herstellung. Entdeckt wurde sie hier in Yuasa im 13. Jahrhundert, als ein buddhistischer Mönch Miso aus China mitbrachte. Während der Miso-Herstellung setzte sich eine würzige dunkle Flüssigkeit ab, das Elixir der Sojasauce. Die Grundzutaten für japanische Sojasauce sind stets Sojabohnen, Weizen, Salz, Malzbakterien und Wasser, dessen Qualität, ähnlich wie bei der Sake-Herstellung von großer Bedeutung ist. Kadocho Shoyu wurde bereits 1841 gegründet und aus dieser Zeit stammen noch die 20 übermannshohen Bottiche aus Zedernholz, in denen probiotische Bakterien während des bis zu zwei Jahre dauernden Reifeprozesses ihre Arbeit tun und der Kadocho Sojasauce ihren unverwechselbaren Geschmack geben. Um den Fermentationsprozess zu fördern, wird die Soja-Maische in den Bottichen regelmäßig mit langen Stangen gerührt. Unser Gang durch den Handwerksbetrieb gleicht einer Reise in die Vergangenheit, es dampft und brodelt, riecht nach Fermentation, das ständige Abschöpfen des Schaums, der beim Kochen entsteht, ist harte Knochenarbeit.
Die ohne maschinellen Einsatz und ohne Zusatzstoffe hergestellte Kadocho Shoyu ist ein veritables Gourmet-Produkt und bietet jede Menge 'Umami' (übersetzt Schmackhaftigkeit). Die aus Japan stammende fünfte Geschmacksrichtung neben süß, sauer, salzig und bitter, umschreibt eine Geschmacksqualität.
Yuasa Tipps & Infos
Das Kinzanji Miso ist ca. 60 Tage haltbar, Ladenverkauf.
- Kadocho Sojasauce mit Ladenverkauf (kleines Brauerei-Museum, Führung nur auf Anfrage). Die Sojasauce gibt es in Deutschland über Ueno Gourmet in Kronberg (empfohlener Japan-Spezialist).
- Brauerei Führungen gibt es bei Yuasa Soy Sauce, Dauer 20min, von 9-16 Uhr, großer Shop mit Soya-Produkten, sogar Sojasofteis kann hier probiert werden (Lage Google Map).
- Yuasa Unterkunft Tipp: SenzanAn, ein wunderschönes traditionelles Machiya-Haus im historischen Distrikt von Yuasa (100km südlich von Osaka.) Auf der japanischen Webseite findet man Links zur Vermietung bei AirBnB oder HomeAway.
- Shopping. In den historischen Straßenzügen von Yuasa gibt es ein paar nette Läden – Antikes, Kunsthandwerk und hübsche Geschenke.
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Shirahama – Beach & Onsen am Pazifischen Ozean
Die erste Nacht verbringen wir in Shirahama (übersetzt 'Weißer Strand'), einem der schönsten Strände des Landes, an dem sich dicht die großen Hotels reihen. Dabei steht nicht das Strandleben im Vordergrund, sondern die Thermalquellen, die hier am Pazifischen Ozean besonders aktiv sprudeln und zu den ältesten des Landes zählen. Schon vor 1000 Jahren war der einfache Kuraufenthalt unter der ländlichen Bevölkerung verbreitet, Reisen dorthin unternahmen sogar Japans Kaiser und Wohlhabende, die es sich leisten konnten. Heute bescheren die Thermalquellen dem Küstenort einen lebhaften Onsen-Tourismus mit Unterhaltungsangebot.
Der berühmte Waikiki Beach auf Hawaii ist seit 2000 offizieller 'Schwesterstrand' von Shirahama Beach, wo die Strandkultur vergleichsweise von kurzer Dauer ist. Vor Umibiraki, der 'Öffnung der Meere', gehen die Japaner nicht ins Wasser. Erst wenn der Shinto-Priester (traditionell am 3. Montag im Juli) wie seit Hunderten von Jahren das Meer mit genügend Sake gesegnet und fürs Schwimmen sicher erklärt hat, ist die Badesaison offiziell eröffnet. Die meisten Japaner schwimmen nur bis Obon, ihrem Ahnenfest Ende August. Manche sagen, dass nach Obon der Wasserdämon Kappa alles Lebendige vom Ufer ins Wasser zieht. 'Von hinten reißt er dir die Leber heraus und saugt dann deine Adern leer'. Zudem fürchten sich Japanerinnen vor der Sonnenbräune, die als unfein gilt. Der weiße Teint der hoch angesehenen Geishas ist nach wie vor das Schönheitsideal, für das es eine ganze Kosmetikindustrie an Whitening Produkten gibt.
Unsereins, der sich bei einer Wassertemperatur von 19°C ja fast noch wohl fühlt, könnte Ende Oktober noch locker in die Fluten springen – wäre da nicht der zweite Taifun innerhalb von 10 Tagen, der morgen Mittag auf Land trifft (untypisch für den Oktober).
- Shirahama Tourismus-Informationen mit allen Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten, Onsen, Unterkünften.
- In Shirahama kann bereits ab Mai gebadet werden.
- Während der Schulferien, der heißesten Jahreszeit Ende Juli bis Ende August, ist Shirahama restlos ausgebucht. In dieser Zeit findet auch das große Shirahama Feuerwerk-Festival statt.
Im Musashi Hotel geht es noch einmal ins Onsenbad bevor das vorbestellte Washoku-Mahl, die traditionelle japanische Küche, serviert wird. Naturbelassen, saisonabhängig und kunstvoll angerichtet: Sashimi, kalte Udon, Tempura, Pickels, Muscheln in Miso, Beef Sukiyaki, ein Deckel verbirgt eine lebende Abalone unter der ich das Feuer noch anmachen soll – ich zögere nur kurz. Alles ist von größter Frische und Leichtigkeit, eine Esskultur, an die man sich gewöhnen kann.
Rund 90 Hotels haben eigene Onsenbäder: innen, außen oder auch private Bäder, die Gäste reservieren können (Foto Hotel Musashi).
Shirahama Hotels auf Booking.com
Natur-Attraktionen an der Küste von Shirahama
Alle Natur-Spots liegen entlang der Küstenstrasse und nicht weit auseinander. Sie sind von Shirahama mit dem Bus oder sogar zu Fuß zu erreichen (Route Google Map).
Ein anderes Naturprodukt: In Shirahama wird ein gutes Bier hergestellt von der Micro Brewery Nagisa Beer. In der kleinen Hausbar wird es auch ausgeschenkt. Am besten schmeckte das helle Heaven und American Weath (Google Map).
Saki-no-yu Onsen. Die berühmte und seit dem 7. Jahrhundert geschätzte Natur-Thermalquelle direkt am Pazifischen Ozean gilt als ältestes Onsen in Japan. Unter freiem Himmel kann man auf die brechenden Wellen schauen und sogar die Gischt auf der Haut spüren. Zu Fuß 15min von Shirahama Beach.
Senjojiki Rocks – die 'Tausend Tatami-Matten' wörtlich übersetzt, beschreiben das durch Erosion entstandene Felsen-Plateau an den mächtigen Wellen des Pazifischen Ozeans. Der Taifun zieht sich langsam zurück, nach heftigem Regen peitschen Windböen die Wellen meterhoch, ein echtes Naturspektakel.
Vom Shirahama Strand ein 25min Spaziergang oder 20min mit dem Bus von Bahnhof Shirahama.
Sandanbeki Cliff & Cave. Die Höhle war einst das geheime Versteck der Kumano Piraten. Von der Klippe geht es per Aufzug hinab in den Höhlenschlund zu den hereinbrechenden Fluten und einem interessanten Benzaiten-Schrein. Die Aussichtsplattform auf den Klippen ist kostenlos. Erreichbar mit der Meiko-Buslinie, Shirahama Station-Sandanbeki z.B. in 20min zu Fuß 35min von Shirahama Beach.
Engetsu Island ist das Wahrzeichen von Shirahama. Bekannt ist der große Felsbogen auf einer vorgelagerten Insel als Hotspot zum Sonnenuntergang. Zur richtigen Zeit steht die Sonne exakt in seiner kleinen Felslücke. Vom Bahnhof Shirahama mit Loop-Bus bis Bustop Rinkai. Zu Fuß 25min von Shirahama Beach.
ToreTore – Rein in Japans größten Fisch-Supermarkt
Das geplante Onsen am Meer fällt ins Wasser. Das Bad kommt heute von oben. Draußen fegt der Taifun, laut Wetter-App soll er sich bis nachmittags wieder gelegt haben. Auf dem Parkplatz geht es chaotisch zu, alle haben das eine Ziel. Im ToreTore, Japans größtem Seafood-Market, ist der Trubel entsprechend groß mit Familienausflugsstimmung. Während Besucher in Tokios Fischgroßhandel Tsukiji nur schwer Zugang bekommen, ist der ToreTore Markt in Shirahama auch für den Konsumenten da.
Wir betreten die große Halle und sind beeindruckt. Fischliebhabern wird hier das Herz aufgehen. Alles was man dem Meer abgewinnen kann landet aus dem Ozean in den Wasserbassins und Auslagen. Große und kleinere Fische, Aal, Krustentiere, Seegurken, Fischroggen und Wal-Innereien, Algen, Muscheln und Schnecken. Arten, die wir noch nie gesehen haben. Wir wandeln durch ein Panoptikum der Meere, man könnte hier den ganzen Tag verbringen. Welche der unzähligen Zutaten, Gewürze und Saucen soll ich mit nachhause nehmen? Nicht vorbei kommen wir am Sake, seit wir hier in Japan auf seinen echten Geschmack gekommen sind. Von der großen Auswahl verkosten wir ein paar lokale Sake-Brauereien aus Wakayama, und sie sind alle wirklich gut. Wir kaufen zwei Flaschen – sie werden es nicht bis nach Deutschland schaffen.
Klick Fotos zur Slideshow
Ein großer Yellowfin-Tuna wird für die Thunfisch-Show herbeigeschleppt. Fachmännisch wird er vom 'Zeremonienmeister' mit chirurgischer Präzision in alle Teile zerlegt, leider erklärt er es nur auf Japanisch. Gleich dahinter werden die Thunfisch-Stücke gewogen und zum Verkauf abgepackt und von uns direkt verzehrt. Eine Portion fetter Tuna als Sashimi lassen wir uns auf der Zunge zergehen. Wer kein Fisch mag, lässt sich sicherlich für das feinmarmorierte Kii-Wakayama Rind begeistern und grillt es direkt am Tisch. Ein Glück, dass die verkaufte Ware gleich vor Ort verzehrt werden kann, anders wäre das Fischparadies eine Marter.
INFOS TORETORE MARKET (Shirahama)
- ToreTore Fischmarkt Öffnungszeiten: Wochenende und Feiertage 9h00-17h30, Montag bis Freitag 11h00 bis 16h30. Weg Google Map vom Bahnhof Shirahama.
- 'Tuna Fileting Show' vier bis fünfmal am Tag (11am, 1pm, 3pm, 5pm).
- Das eingekaufte Seafood kann man zum kleinen Aufpreis selbst direkt am Tischgrill zubereiten. Gute Preis-Leistung. Der große Restaurantbereich bietet auch Gerichte von der Karte. ToreTore japanische Homepage.
- Einkaufstipps / Mitbringsel:
- Eine hervorragende Sake-Qualität bekommt man in Japan bereits für 15-20€, zuhause kostet er mindestens das doppelte. Berühmt ist der feine Choya Pflaumenwein aus Wakayama, die Würzsauce aus lokalen Mandarinen. Leicht fürs Gepäck: Seetang, Bonito-Flocken, verschiedene japanische Gewürze.
Kushimoto: Thunfischzucht und ein göttliches Sashimi Lunch
Von Shirahama geht es an der Küste weiter nach Kushimoto. In einer Stunde sind wir am Cape Shionomisaki, dem südlichsten Punkt der japanischen Hauptinsel Honshu. Nicht dieses geographische Merkmal ist die Attraktion von Shionomisaki, sondern das Kanko Tower Restaurant in dem Thunfisch auf äußerst köstliche Art serviert wird. Im flachen Anbau des Aussichtsturms führt der sehr kreative Chef Ohashi-San ein Restaurant, dass zwar die Anmutung einer Firmenkantine hat, das Sashimi, das auf den Tisch kommt aber jedem Sterne-Restaurant zur Ehre gereichen würde. In vier aufeinander gestapelten Bento-Boxen wird eine Selektion von Tuna-Sashimi mit fein nuancierten Saucen und Gewürzen kredenzt. Ein ziemlich nobler Mittagstisch. Auch für die vielen Ausflügler, die nur einen Snack essen wollen, lässt Herr Ohashis Kreativität nicht nach, sein 'Maguro Burger' ist ein Schnäppchen aus einem frisch panierten Thunfischfilet. Wir hören, dass nicht weit von hier der Bluefin-Tuna gezüchtet wird. (Tipp Tuna Farming Experience). Ein großer Raubfisch aus Aquakultur? Das kann man sich nur schwer vorstellen.
Bluefin-Tuna – vom Katzenfutter zur Delikatesse
Oben auf dem Aussichtsturm erzählt uns Chef Ohashi-San, dass man hier an den Küsten Kushimotos schon vor 50 Jahren angefangen hat, mit der Thunfischzucht zu experimentieren und 2010 damit zu handeln. Organic Tunas, die mit Sardinen und Tintenfisch gefüttert werden und nach 5 Jahren an die 30 Kilo erreicht haben.
Die Zucht des pazifischen Blauflossen-Thunfischs ist nach wie vor ein schwieriges Unterfangen, aber angesichts der Überfischung in den Weltmeeren eine Notwendigkeit, wollten die Japaner (und Sushi-Esser der restlichen Welt) doch nicht ihren Thunfisch-Konsum herunterfahren. Der Bluefin-Tuna, Japans König der Fische, gilt als delikatester und deshalb teuerster unter den fünf Thunfisch-Arten die in Japans Küchen verarbeitet werden, er macht aber lediglich 2% des gesamten Thunfischfangs aus. Das war nicht immer so, vor 1960 wurde der pazifische Blauflossen-Thunfisch vor allem zu Katzenfutter verarbeitet, später zu Dosen-Thunfisch. Erst mit dem Sushi-Aufschwung wurde er zur Delikatesse erhoben und treibt, immer rarer werdend, die Preise in den Himmel.
Seit über 30 Jahren erforscht man an der Kindai Universität in Osaka die Aufzucht von Blauflossen-Thunfisch. Der Raubfisch ist physisch und psychisch ein äußerst empfindlicher Genosse. Der warmblütige, rastlose Nomade muss seinen Körper ständig in Bewegung halten, um genügend Sauerstoff zu produzieren und legt deshalb in der freien Natur viele Kilometer pro Tag zurück. In Gefangenschaft gerät er leicht in Panik, ein Lichtstrahl reicht und er donnert gegen die Netze, verletzt seine empfindlichen Schuppen oder bricht sich gar das Genick. Auch schrecken die Raubfische ob ihres großen Energiebedarfs nicht vor Kannibalismus zurück, bei der Zucht müssen deshalb ständig die Jungfische abgesondert werden. Für die Fütterung benötigt man viel Lebendfisch.
Trotz aller Schwierigkeiten kann man in Japan mittlerweile beachtliche Zuchterfolge vorweisen. Nachdem der vollständig in Aquakulturen gezüchtete ‚Kindai-Tuna’ schon seit einigen Jahren in Japan verkauft wird, ist man nun soweit, ihn auch zu exportieren. Die aufwendige Aufzucht ist teuer, umgerechnet 5.000 Euro wird für einen Bluefin bezahlt. Bis 2020 sollen jährlich an die 2.000 gezüchtete Blauflossenthun in Südostasien verkauft werden.
- Kanko Tower Restaurant am Cape Shionomisaki in Kushimoto
- Webseite über die Geschichte der Thunfischzucht in Japan
- Tuna Farming Experience haben wir leider nicht geschafft. Anmeldung beim Tourismusbüro Kushimoto
Zum Nachtisch gibt es in Ohashi-Sans Restaurant türkische Eiscreme, jawohl türkische! Das hat natürlich einen besonderen Hintergrund, denn zwischen der Türkei und Japan gibt es besondere freundschaftliche Bande, die aus einem Schiffsunglück im Jahre 1890 herrühren. Die Osmanen waren damals in diplomatischer Mission in Japan unterwegs, als ihr Schiff vor der Küste von Kushimoto in einen Sturm geriet und kenterte. Von den über 600 Passagieren überlebten nur 69 vor allem dank einer couragierten Rettungsaktion der Dorfbewohner von Kushimoto. Im Jahre 1985 revanchierte sich die Türkei dann mit einer Rettungsaktion im Iran. In den Wirren des Iran-Irak-Kriegs saßen japanische Staatsbürger in Teheran fest. Die türkische Regierung entsandte kurzerhand eine Maschine der Turkish Airlines und evakuierte die gut 200 Japaner. Auf der kleinen Nachbarinsel Oshimo erinnert ein Denkmal samt Museum an diese Ereignisse und die besondere Verbindung beider Länder.
Auf dem Weg bei Kushimoto Hashi-gui-iwa Rocks "Brückenpfeilerfelsen"
Die etwa 40 unterschiedlich großen Steinsäulen stehen 850m in Linie im Meer und sind einfach von der Küstenstraße aus zu besichtigen. Der Legende nach soll der Mönch Kōbō Daishi, der Begründer des Bergtempels Koyasan, versucht haben, eine Brücke zu erbauen. Ende Oktober bis Anfang November wird das Naturdenkmal zudem farblich angestrahlt.
Hashiguiiwa Rocks. 9km vom Kap Shionomisaki, 5 Minuten vom Bahnhof Kushimoto mit der JR Kisei Main Line in Richtung Koza, oder zu Fuß ca. 20min. Google Map.
Tuna 'en masse' – zur Thunfisch-Auktion in Nachi-Katsuura
Der Fischmarkt in Katsuura bietet an diesem Morgen außerordentlich reiche Beute, denn gleich zwei Taifune in den vergangenen zwei Wochen hatten sowohl die Fischerei aufgehalten als auch die Thunfische hungrig gemacht, die Köder waren zu verlockend. Es ist halb sieben in der Früh und es herrscht reger Betrieb. Thunfisch-Bündel werden per Kran aus den Schiffsbäuchen gehievt, in den offenen Hallen liegen zur Auktion sauber nach Größe sortiert hunderte glänzender Leiber von Albacore (Weißer Thun), Gelbflossen-Thunfisch aber auch vom seltenen bis zu 3m langen und 450kg schweren pazifischen Blauflossenthun. Am anderen Ende der Halle liegen andere riesige Fische separiert – Schwertfische, die als solche nicht zu erkennen sind, da man ihnen bereits die Schwanzflossen und das lange Schwert abgesägt hat.
Im kleinen Fischerort Nachi-Katsuura wird mehr Thunfisch angelandet, als sonst wo in Japan, und das will etwas heißen in einem Land, das über den eigenen Thunfischfang hinaus noch Dreiviertel des (immer geringer werdenden) Mittelmeerfangs importiert.
An der Schwanzflosse werden die Tiere aufgeschnitten, um die Qualität zu prüfen, im Gegensatz zur Tokioter Tsukiji Thunfisch-Auktion sind die Tiere nicht tiefgefroren. Käufer gehen durch die Tuna-Reihen, prüfen mit geübtem Blick und Hakenstock die Qualität, schreiben sodann ihr Gebot mit Kreide auf ein kleines Schiefertäfelchen und geben es am Stand ab. Die Auktion verläuft ohne das Auktionator-Singsang, das man von den Versteigerungen in Tokyo kennt. Im Handumdrehen ist eine Charge versteigert, der Fisch wird auf den Weg gebracht, in die Sushi-Restaurants der japanischen Ballungszentren. Die nächste Charge wird auktioniert.
TIPP. Besser als Tokyo. Wer sich in Tokyo nicht um 2.00 Uhr nachts aus dem Bett quälen will, um sich gegen 3.00 Uhr mit gut einhundert anderen Touristen zwei Stunden lang in einen Warteraum zu zwängen, dem sei Katsuura wärmstens ans Herz gelegt. Ganz entspannt und ohne Voranmeldung geht man hier um 7.00 Uhr auf die Besucher-Galerie und schaut mit einem Dutzend weiteren Besuchern in aller Ruhe dem Treiben in den Hallen zu.
- Infos Katsuura Thunfisch-Auktion: ab 6 Uhr geöffnet, Auktion um 7 Uhr. Geschlossen am Samstag und Feiertagen oder bei schlechtem Seewetter. Auskunft bzw. anrufen lassen Tel +81 (0)735-52-5311 (Japanese Only) katugyo@gold.ocn.ne.jp
- Lage: 5 min Fußweg vom Kii-Katsuura Bahnhof (Information Center), Katsuura Fischmarkt auf Google Map. Katsuura liegt an der JR Zuglinie, 35km östlich von Kushimoto und 85km von Shirahama.
Katsuura und der Nachkriegs-Onsen-Boom
Onsen sind das Lieblingsziel der japanischen Touristen. Der erste Nachkriegs-Onsen-Boom begann um 1950 als der Kurzurlaub im Thermalbadeort für jedermann erschwinglich wurde. Die Kommerzialisierung begann, die Hotels schossen zu Betonburgen auf und stellten sich auf die meist männlichen Reisegruppen ein. Während des Wirtschaftsbooms gingen ganze Firmenbelegschaften auf 'Onsen-Reisen', die reine Vergnügungsreisen waren mit viel Unterhaltung und jeder Menge Alkohol. Diese Zeiten sind vorbei. Das Urashima in Katsuura ist ein Hotel aus dieser Ära, das seine Glanzzeit hinter es sich, aber durchaus etwas kulturell Interessantes hat mit seinem Retro-Kurhotel-Charme. Hier kann man sich einmal unter japanische Durchschnittsurlauber beim Onsen-Hopping mischen. (Wer nur reinschauen mag, der Onsen Besuch wird Tagesgästen angeboten).
Im netten Küstenort Katsuura gibt es über 200 heiße Quellen und das Hotel Urashima verfügt gleich über 7 verschiedene Onsen Bäder, einige davon in ein Meeresgrotten. Der gigantische Hotelkomplex existiert bereits seit 1956 und kann mit 800 Zimmer jede Menge Kurgäste aufnehmen, die mit dem 'Schildkrötenboot' direkt vor die Lobby gebracht werden. Rolltreppen, höher als in jeder Mall, führen zum oberen Hoteltrakt. Die langen Flure, die an Flughafengänge erinnern, haben Farbstreifen auf dem Boden, die es braucht, um sich nicht zu verlaufen. In einem Gang reihen sich Snack- & Getränkeautomaten, im anderen Karaoke-Boxen und im nächsten befindet sich die Waschmaschinen-Straße. Den Hauskimono braucht man gar nicht mehr ausziehen, wenn man das Hotel nicht verlässt.
Für die Pausen zwischen den Bädern gibt es ausreichend Unterhaltung und die Gift-Shops, die in den Hotels niemals fehlen. Denn kein Japaner würde von seinem Ausflug ohne "Omiyage" zurückkommen. Das Mitbringsel für die Kollegen ist in Japan eine feste Sitte. Neben dem Gift-Shop stehen sie am Paketschalter an, wo die Einkäufe gleich kistenweise verschickt werden, meist hübsch verpackte süße oder salzige Spezialitäten. Der Laden mit Fisch-Spezialitäten aus Katsuura ist verlockend. Mein Souvenir Tipp sind die Hummer-Cracker!
Zum Abendessen wird dann bei der Tuna-Carving-Show ein ganzer Thunfisch zerlegt und als Sashimi serviert, der es nicht weit hatte vom Katsuura Thunfischmarkt genau gegenüber. Homepage Hotel Urashima Katsuura.
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Infos zu Katsuura Stadt
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Ein Restaurant Tipp in Katsuura für frischen Fisch und Tuna ist das Katsuragi.
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Aktivitäten. Die Bucht von Katsuura ist landschaftlich reizvoll mit 130 kleinen Inseln, den Kino-matsushima, übersät. Es gibt einstündige Bootsfahrten durch die Katsuura-Bucht. Von Ende April bis Ende September ist die Saison für Whale Watching und Delfin-Beobachtungen.
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- Onsen. Katsuura hat über 200 heiße Quellen und begann mit dem Onsen-Tourismus bereits in den 1950er Jahren. Die großen Onsen-Hotels in Katsuura sind aus der Zeit des Wirtschaftsbooms und haben ihre Glanzzeit hinter sich, bieten aber die besten Bäder aus Thermalquellen und sind bei den Einheimischen nach wie vor beliebt. Indoor und outdoor Onsen und sogar in einer Meeresgrotte im Hotel Urashima.
Märchenhafter Aufstieg zum heiligen Wasserfall Nachi-no-taki
Landeinwärts in den Nachi Bergen wartet mit dem heiligen Nachi-no-taki Japans höchster Wasserfall (133 Meter), der ursprünglich das Objekt der Verehrung war, an dem die rituellen, asketischen Shugendo Übungen heute noch praktiziert werden. In seiner Nähe wurde einer der drei großen Kumano-Schreine Nachi-Taisha erbaut, neben dem ruhig der buddhistische Tempel Seiganto-ji steht, ein Beispiel für das harmonische Zusammenleben von Shintoismus und Buddhismus. Kurzer darauf taucht die äußerst fotogene dreistöckige Pagode auf, das wohl beliebteste Fotomotiv mit dem Wasserfall im Hintergrund.
Dem Heiligtum nähern sollte man sich über die alte Pilgerroute, dem stimmungsvollen Daimon-zaka. Uralte japanische Zedern säumen den märchenhaften mit Kopfstein gepflasterten Aufstieg. Pärchen halten sich an den Händen, wenn sie zwischen dem 800 Jahre alten Zedernpaar Meoto-sugi 'Husband & Wife' vorbeigehen. Aus dem Wald heraus, muss man erst noch einige steile Treppen bewältigen, bis man das große zinnoberrote Torii durchschritten hat, ein fantastischer Blick bis zum Pazifik ist der Lohn. Vom Schrein geht es an der Pagode vorbei hinab zum Wasserfall.
- Der sehr lohnende Aufstieg von Daimon-zaka bis zum Schrein dauert etwa 35 Minuten und ist Teil des Kumano Kodo Pilgerwegs. Während der heißen Jahreszeit kann man den Weg auch von oben nach unten gehen.
- Manche Besucher beschreiten den Daimon-zaka Weg gerne wie die aristokratischen Pilger der 'goldenen' Heian-Periode (8. Jh.) und tragen die traditionelle Kleidung. Am Eingang zum Daimon-zaka werden die Kostüme im Daimon-zaka Chaya Teahouse verliehen.
- Anreise: Busse halten am Daimon-zaka Weg, Nachi-no-taki Wasserfall und Kumano Nachi-Taisha Schrein und fahren von den Orten Nachi oder Kii-Katsuura aus (Dauer ca. 20min), in denen auch die JR-Kii-Hauptlinie von Osaka hält. Besucherinformationen.
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Outdoor Tipp bei Katsuura: Eine Kajaktour auf dem Koza-Fluss
Der Fluss Koza schlängelt sich reizvoll durch grünes Hügelland. In einer halben Zugstunde von Katsuura erreicht man den Bahnhof von Koza. Ein paar Meter weiter liegt der Kajak-Verleih, den ein paar nette Jungs betreiben und Touren durchführen. Unser Einstieg ist beim Naturdenkmal Ichimai-iwa Monolith. Der Anblick des riesigen Felsens, der aus dem Becken des Koza-gawa-Flusses emporragt, ist beeindruckend. Sehr entspannt und gemütlich paddelt man immer stromabwärts durch türkisblaues, klares Wasser. Spaß machen mehrere Stromschnellen, durch die unser Guide uns hindurchführt, denn nach dem Taifun steht das Wasser höher als sonst. Aber auch für Anfänger stellt die geführte Tour kein Problem dar. Wer Erfahrung hat, kann auch alleine los und sich am Ende abholen lassen. Ein schönes Naturerlebnis, das im Sommer noch mit einem Flussbad bereichert wird.
- Koza Tourist Association Canoe Rental Kontakt-Infos (auf Google Map) Öffnungszeiten 8h30-13h30
- Beispiel für diese Tour: 3,5 Stunden Kajak-Tour mit Guide kostet 6.000 Yen pro Person mit Transport und Equipment. Zwei Termine 8:30 Uhr und 13 Uhr. Einzel- und Doppelkajaks.
- Gleiche Tour nur Verleih für 3-8 Stunden (zurück bis 16h30) 3.000 Yen/Person + Taxitransport zurück ca. 4.300 Yen.
- Zugverbindungen nach Koza Station: von Shirahama und Shingu 1 Stunde und von Katsuura 30 min.
Shingū Fire-Festival – wenn der Feuerwasserfall vom Berg kommt
Ein spektakuläres Feuerfest spielt sich jeden 6. Februar in Shingu auf dem Kamikura-Jinja Schrein ab. Das berühmte Fackelrennen 'Oto Matsuri Festival' ist nur etwas für Wagemutige. Und jeder kann mitmachen, Frauen ausgenommen, da Verletzungsgefahr zu groß ist. Bevor die Männer den Felsen hinaufsteigen, reinigen sie Körper und Seele im kalten Wintermeer und nehmen farblose Nahrung und Sake zu sich. Sobald die 2000 weiß gekleideten Teilnehmer ihre Fackeln angezündet haben, stürzen sie bei Dunkelheit die 538 steilen Steinstufen hinunter, die hoch, schief, glatt und ausgesetzt sind. Bei Tageslicht werden manche Passagen von Besuchern schon mal auf allen Vieren genommen. Um dieses Spektakel zu sehen, kommen sie aus dem ganzen Land, wenn der Berg sich in ein Feuerwasserfall verwandelt und der 'feuerspeiende Drache absteigt'. Ein Ritual, das die Wiederherstellung der Welt aus dem Chaos widerspiegelt.
Der kleine Kamikura-Jinja Schrein schmiegt sich an den heiligen Felsen Gotobiki-iwa, an dem die Götter herabsteigen. Oben angekommen öffnet sich der Blick weit über die Stadt. Lage: 15min vom Shingu Bahnhof (Stopp JR Linie).
Der Hauptschrein Kumano Hayatama Taisha liegt an der Mündung des Kumano-gawa-Flusses, wo der kontinuierliche Wasserfluss aus den heiligen Höhen der Kii-Berge in die Weite des Pazifiks mündet. Er gehört zu den drei Kumano Sanzan Schreinen die zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurden. Lage beider Schreine auf Google Map.
Den Pilgerweg zwischen den beiden bedeutenden Kumano Schreinen in Shingu und Hongu in den Bergen haben die Pilger traditionell auf dem Kumano-gawa Fluss zurückgelegt, was viele Besucher auch heute noch tun. Mit dem japanischen Reishut auf dem Kopf und der Schwimmweste an, geht es in den traditionellen Holzbooten flussabwärts bis zur Mündung und dauert 90 Minuten. Tour mit allen Details.
- Das Küstenstädtchen Shingu ist ein guter Ausgangsort mit Busverbindungen in die interessanten Orte der Bergregion: Zum Nachi Tempel & Wasserfall, ins Unesco gelistete Hongu und in die rustikalen Onsendörfer Kawayu und Yunomine, wo die schönsten Pilgerwege des Kumano Kodo verlaufen.
- Shingu hat aber auch kulinarisch etwas zu bieten: Neben seinem bekannten Gebäck und dem lokal hergestellten Sake, über 50 japanische Restaurants (Shingu Gourmet Restaurant Map im Link unten).
- Shingu Webseite, gute Infos auf Englisch, Download aller Broschüren zu Aktivitäten, Anreise-Transport, Restaurants.
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Floß-Rafting in der Dorokyo Gorge
Eine ziemlich coole Aktion mit großem Spaßfaktor ist sicher das Floß-Rafting in der Dorokyo Schlucht (Ikada-kudari). Im Dorf Kitayama haben die Flößer seit über 600 Jahren Baumstämme übers Wasser transportiert, heute befördern sie Nervenkitzel suchende Touristen durch die malerische Dorokyo-Schlucht. Google Map.
Leider ist die Anreise mit dem Bus etwas umständlich. Rafting von Mai bis September möglich. Details zur Anreise & Termine Log Rafting Dorokyo Gorge.
Nützliches für Wakayama & die Weiterreise zum Kumano Kodo
- Offizielle Webseite Wakayama Tourismus, Reiseführer & Informationen (auch auf Deutsch)
- Wakayama mit dem Zug von Kyoto über Osaka fährt die JR Linie an Wakayamas Küste entlang PLAN JR-Linie mit allen Haltestellen.
- Von Kyoto sind es mit dem JR-Zug 2 Stunden bis Wakayama City von Osaka 1,5 Stunden.
- Mit dem Mietwagen ist man für Abstecher und im Bergland flexibler (Linksverkehr in Japan) und spart Zeit. Für die Autovermietung braucht man eine Führerscheinübersetzung (Infos). Autovermietungen auch in Wakayama City, das gut mit dem Zug erreichbar ist. Navigieren geht am einfachsten über Google Maps mit einer japanischen SIM Karte im Handy. Broschüre Wakayama Drive Around.
- Von Wakayama nach Koyasan gibt es Busverbindungen ab den Küstenstädten: Tanabe (1x Umsteigen), Shirahama und Hongu (2x Umsteigen). Karte Zug/Bus Verbindungen nach Koyasan.
- Zwischen den heiligen Städten HONGU und KOYASAN verkehrt täglich der Koyasan & Kumano Bus, ca. 4 Stunden mit 2 x umsteigen, Fahrplan im Link.
- Von Wakayama zum Kumano Kodo Pilgerweg. Am einfachsten kommt man von Shirahama oder Tanabe Stadt zum Ausgangspunkt des populärsten Pilgerwegs bis Hongu. In Tanabe sitzt das engagierte Kumano Kodo Tourismusbüro (mit Online-Service). Alternativ fährt man von Shingu an der Küste nach Hongu und stößt dort von der anderen Seite auf den Pilgerweg.
Zur Reiseroute.
- Im Bericht stellen wir Wakayma geographisch vor – von der West- bis zur Ostküste.
- Dazwischen sind wir die berühmte Route des Kumano Kodo Pilgerwegs zwischen Tanabe und Hongu gegangen. Die meisten Wanderer startet vom Küstenort Tanabe kurz vor Shirahama. Von Hongu in den Kii-Bergen reist man zurück an die Küste nach Shingu oder weiter in die Tempelstadt Koyasan.
- Von Wakayama aus erreicht man Koyasan am schnellsten über Tanabe (s. oben).
- Die Wakayama Reiseroute und Länge lässt sich unterschiedlich zusammenstellen. So könnte man auch in Koyasan mit der Reise starten.
- Für das gesamte Programm mit 2 Tage auf dem Kumano Kodo benötigt man 5-6 Tage (ohne Koyasan).
Text: Edel Seebauer / Fotograf: Jürgen Mahler
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