Ins Tibetische Hochland, den Wilden Westen Sichuans

Yak-Burger, Geierbestattung und Wurmpilze, so wertvoll wie Gold

Nur ein paar Autostunden von Chengdu betritt man eine andere Welt.

So nah und doch so fern...

Tagong Horse trekking, yala mountain
Beim Pferde-Trekking mit Khampa Nomad im Grasland von Tagong haben wir stets den schneebedeckten Yala-Berg im Auge

 

Die unglaubliche Reise in den östlichen Teil des alten Tibets (Karte Tibetischer Kulturraum) in der Provinz Sichuan kann ich allen empfehlen, die bisher von den extremen Höhen und der komplizierten Einreise nach Zentral-Tibet abgehalten wurden. Dafür nehmen wir gerne mal 'ungefederte' Reisebedingungen in Kauf ohne die westlichen Selbstverständlichkeiten.

Acht aufregende Tage erwarten uns im Land der Tibetischen Cowboys und Yaks. Heilige Berge und Himmelsbestattung, Yak-Burger und Buttertee, bunte Dörfer und Wehrtürme, Pferdetrekking zu den Nomaden und den weißen Gipfeln der 'Vier Schwestern'.

 

Tibetische Himmelsbestattung bei Tagong, tibetan sky funeral Tagong
Tibetische Himmelsbestattung bei Tagong

 

West Sichuan mit seinem Tibetischen Hochplateau bereitet uns ein spektakuläres Tibet-Erlebnis mit der Kulturlandschaft Kham und ihren berühmt berüchtigten Bewohnern, den Khampas.

Als langhaarige, großgewachsene, wilde Nomaden mit aufbrausendem Temperament werden sie beschrieben, mit unendlich vielen Dialekten, die der gemeine Tibeter nicht versteht. Gebirgszüge mit Gletschern, tiefe Schluchten mit reißenden Flüssen machen das Gebiet seit jeher schlecht passierbar, und lassen ahnen, warum die Khampas ihre ureigenen Kulturen und Bräuche noch bewahrt haben. Im Gegensatz zur Vernichtung der tibetischen Monumente in Zentral-Tibet blieben hier die tibetische Kultur und ihre Klöster erhalten.

 

Danba Valley, Soupo village towers
Die geheimnisvollen Türme im Danba Valley, Soupo
Mount Siguniang trekking, four sisters
Mount Siguniang, bei den weißen Gipfeln der 'Vier Schwestern'.

Organisation & Beste Reisezeit Tibetisches Hochland Sichuan

Mount Siguniang, Rilong
Mount Siguniang im Oktober bei den Gipfeln der 'Vier Schwestern'

Organisation. Mehrere Reiseagenturen, vor allem lokale in Chengdu organisieren Rundreisen in die Region 'Kham' im Tibetischen Hochland, auch nach individuellen Wünschen, immer mit Fahrzeug, Fahrer und Englisch sprechendem Guide. Alles große Vorteile für eine erlebnisreiche Reise.

Unterkünfte und Essen sind in dieser Region sehr günstig, einige können häufig nur telefonisch reserviert werden. Die Tour auf eigene Faust ist eher etwas für Backpacker mit viel Zeit. Lokale Minibusse verkehren nicht sehr häufig auf der Route. Privatfahrer findet man aber in allen Orten vor und manchmal landet man im Wagen eines alkoholisierten Tibeters (besser die Unterkunft fragen). Selbst fahren wird Touristen in China erschwert (nur mit chinesischem Führerschein) und auf dieser Route auch nicht empfehlenswert, sie ist anstrengend und die Strassen können zum Teil erschreckend sein.

Unsere Rundreise habe ich nach meinen Wünschen über China Tour Advisors organisiert. Wichtig war uns ein Fahrer und ein englisch sprechender Guide. Unser Guide war herzlich und zuverlässig und klärte für uns alles in Windeseile.

China Tour  Advisors  Email: sales@chinatouradvisors.com

Tel: +852 5375 3015 

Als beste Reisezeit fürs Tibetische Hochland / Region Kham wird der trockene Herbst (Oktober-November) mit dem klarsten Wetter empfohlen, wenn eine herrliche Blätterfärbung, noch warme, sonnige Tage und wolkenfrei, weiße Gipfel beschert werden – die beste Zeit für Fotografen. Die Nächte sind dann schon bitterkalt. Im Frühjahr von April bis Mai bekommt man bei Wanderungen die Blütenpracht geboten. Die Winter sind eiskalt und trocken mit Schneefall (Januar/Februar sind Strassen evtl. unpassierbar). Von Juni bis September regnet es häufiger und Erdrutsche können Strassen blockieren.

Anreise ab Chengdu, das auch direkt von Frankfurt angeflogen wird. Chengdu-Kangding ist mit dem Auto theoretisch in 6-7 Stunden machbar oder in einer Stunde mit dem Flugzeug (relativ günstig). Der Flughafen Kangding liegt 38km nördlich der Stadt auf 4.280 Meter und ist der dritthöchstgelegene Flughafen der Welt.

Fürs Hochland mitbringen! Sonnenschutz, Bargeld, Handtuch, Feuchttücher, Teebeutel, Thermoskanne, Hut und Schal.

Unerschrocken – unser Guide Ellen zum ersten Mal auf einem Pferd
Unerschrocken – unser Guide Ellen zum ersten Mal auf einem Pferd

8-tägige Rundreise mit guter Preis-Leistung. Nach mehreren Vergleichen habe ich mich für diesen Anbieter entschieden und unsere Tour individuell zusammengestellt (Touren auf der Webseite, auch mehrtägige Trekkingtouren im Hochland). Gute Kommunikation (auf Englisch) und Erreichbarkeit, persönlicher Ansprechpartner, sehr flexibel nach individuellen Wünschen. Engagiertes Back-Office immer hilfsbereit mit Vorschlägen. Zahlung am einfachsten über Paypal). Alles war seriös und zuverlässig.

Mehr Reiseanbieter unter China Reiseplanung.

Unser Fahrer von China Tour Advisors war sehr umsichtig, und auch während sehr langen Strecken und schlechten Strassen, fühlten wir uns immer sicher in unserem Kleinbus.


Thema Höhenkrankheit

Das Gute vorweg. Es ist kein Mangel an Fitness, der die Höhenkrankheit verursacht. Geschlecht, Alter oder Fitnesslevel spielen keine Rolle, es kann den sportlichsten treffen. Eine langsame Akklimatisierung ist das beste Mittel. Körperliche Anstrengungen sollte man vermeiden und nicht sofort auf große Höhen gehen.
Auf unserer Tour kommen wir auf keine extreme Höhe, wir schlafen 2 zwei mal auf 3.700 Meter und überqueren einen Pass über 4.300 Meter. Ernsthafte Höhenproblemen hatten wir keine, außer dass uns bei Anstiegen die Puste schnell ausgeht, schlechter Schlaf auf 3.700 und Kopfschmerzen, wogegen Iboprofen 600 (s. SZ Artikel) gut geholfen hat. Viele reisen von Chengdu von 500m direkt zum Mount Siguniang auf 3.200-3.900m und besorgen sich vorherSauerstoff-Flaschen oder manche Hotels in Rilong bieten sie auch vor Ort an. Höhenkrankheit Merkblatt Auswärtiges Amt.

Von Chengdu nach Kanding

 TAG 1 CHENGDU – KANGDING (2.560m)   320km  6-7  STUNDEN

 Kangding market, tibetan highland
Marktbesuch in Kangding, das Tor zu Tibet

 

Unsere erste und längste Strecke führt uns nach Kangding – dem Tor zu Tibet und unsere erstes Quartier. Von 500 geht es auf 2.600 Höhenmeter. Zwei Freundinnen begleiten uns bei dieser 8-tägigen Rundreise im Kleinbus. Unser Fahrer ist erfahren, umsichtig und bestimmend, und spricht wie üblich kein Englisch. Unser Guide Ellen ist jung und aufgeschlossen und wird uns noch ans Herz wachsen. Auf der Fahrt erfahren wir schnell, der Weg ist das Ziel – und theoretische Fahrzeiten können sich erschreckend verlängern. Die enge Bergstraße nach Kangding ist blockiert, man munkelt etwas von 5 Stunden, aber genau weiß man’s nicht. Es wird nicht unsere einzige unpassierbare Strasse bleiben, mal ist es ein Erdrutsch, mal ein Unfall oder die Straße ist ‚under construction’. Wir wählen lieber den Umweg und schaffen es in 10 Stunden bis zur Dämmerung in Kangding zu sein. Auch merken wir uns, eine Stunde Mittagessen muss drin sein, ohne das würde unser chinesischer Fahrer den Dienst verweigern.  Mit "Chi fan le ma?"( Hast du heute schon gegessen?) begrüßen sich nun mal die Chinesen.

Die Helden-Brücke vom Langen Marsch der Roten Armee

Luding bridge near Kanging
Heldenbrücke in Luding
Luding bridge
Das Heldendenkmal der Soldaten der Roten Armee

Die Roten Helden von Luding

40km vor Kangding ist die berühmte Hängebrücke in Luding ein lohnenswerter und willkommener Stopp. Schauplatz der heldenhaften Geschichte der kommunistischen Roten Armee während ihres Langen Marsches. 1935 mit dem Feind im Rücken, blieb den Soldaten der Roten Armee keine andere Wahl als den reißenden Fluss über die bis auf die Eisenketten zerstörte Hängebrücke zu überqueren. 22 Helden rangeln sich unter dem feindlichen Beschuss der Kuomintang-Truppen über die Stromschnellen und erobern die Stellung mit 7 Mann Verlust.


Am Langen Marsch nahm übrigens als einziger Ausländer der deutsche Otto Braun teil. Als Spion in Berliner Haft wurde er 1928 in einer waghalsigen Aktion von bewaffneten Kommunisten befreit. Unter den Namen „Li De“ wurde ihm sogar die Führung der Roten Bauernarmee anvertraut bis er nach einer herben Schlappe von Mao Zedong 1934 verdrängt wurde.

 

Heute schwanke ich gegen ein paar Yuan über die legendäre Hängebrücke von 2,8m Breite und 100m Länge und vermeide zwischen den neuen Holzplanken nach unten zu blicken. Das dazugehörige Museum auf der anderen Seite ist leider schon geschlossen aber vom Kloster oben hat man einen schönen Blick über den Dadu-Fluss und die Brücke.

Luding bridge
Die Überquerung der Luding Brücke ist auch heute für manchen eine Herausforderung

Kangding – das Tor zu Tibet

Hier spürt man, man ist in Tibet angekommen. Völlig zu unrecht wird Kangding in manchen Reiseführern als unattraktiver Streckenstopp abgehandelt.

 

 Kangding city, tibetan highland
Abendstimmung in Kangding

 

Kangding ist eine sehr authentische, lebendige Stadt mit einem bemerkenswerten Markt, einem interessanten Museum, einer prickelnden Bergluft, und einem Wildwasserstrom, der direkt durch die Stadt fließt. Am Abend spiegeln sich in ihm die bunten Neonlichter der flankierenden Häuser. Nicht verpassen darf man das allabendliche Volkstanzen im großen Kreis auf dem zentralen Platz. Trotz klirrender Kälte hat hier jedermann Spaß an den einstudierten Tänzen zu tibetischem Pop, die komplizierter sind als sie scheinen. Unser Versuch den Tanzschritten zu folgen wird milde belächelt.

 

 

Malaya Tibetan Restaurant Tipp.

Im Malaya Tibetan Restaurant im 6. Stock eines Hochhauses essen wir unser erstes Yak. Der Yak-Burger ist mehr ein etwas zäher Fleischtopf, abgedeckt mit einem Fladenbrot, von intensivem Rindgeschmack. Dazu probieren wir die tibetischen Spezialitäten Momos (Fleisch-Dumplings) und Tsampa und ein tolles, leicht scharfes Kartoffelgericht.  Vom Fenster hat man einen schönen Blick auf die beleuchtete Stadt und den Zheduo-Fluss. Alles in Allem ein schönes Essen in netter Atmosphäre unter Einheimischen. Lage: Schräg gegenüber vom Stadtplatz, Eingang bei der Disco Fastfood-Kette.

 

Klick Fotos

 

Zhilam Hostel – der Hotel Tipp.

Wohl die beste Wahl mit der besten Qualität im Ort ist das Zhilam Hostel, ein beliebter Traveller-Treff auf einem Hügel oberhalb der Stadt (zu Fuß 15 Minuten Aufstieg). Das Gästehaus ist im traditionellen tibetischen Stil sehr gemütlich und einladend eingerichtet. Von einem sympathischen amerikanischen Paar betrieben, die nach einer Tibet Reise hier gestrandet sind, zieht es viele westliche Individualreisende an. Man schläft entweder in den Mehrbettzimmern (Dorms) oder in den zwei Doppelzimmern. Das Doppelzimmer (mit TV wer’s brauchst) ist nicht sehr groß, aber das Bett riesig und bequemen, mit Heizdecke und einem guten Leselicht für jeden! Es hat für diese Landregion ein erstaunlich schönes, modernes Bad mit Felswand, Wärmelicht, Holzwanne, richtigem WC und ohne die sonstigen Abflussgerüche. Die Betreiber wissen, was ihre westlichen Besucher schätzen. Amerikanisches Frühstück und Abendessen werden angeboten, wir fanden es aber spannender abends unten im Ort Essen zu gehen. Zhilam Hostel gebucht auf Booking.com (günstig und kurzfristig stornierbar). 

Zhilam Hostel Kangding
Gemütliches Zhilam Hostel im Kangding

Yak Meat Market und tibetische Cowboys

Die Heizdecke war heute Nacht willkommen. Am nächsten Morgen, die Luft ist knackig frisch, wollen wir uns den Ort bei Tageslicht genauer anschauen. Kangding liegt eingeschlossen von steilen Felshängen in einer engen Schlucht und über allem ragen die eisigen Gipfel der Great Snowy Mountains (Daxue Shan) mit über 7.500 Meter. Auf dem exotischen Straßenmarkt begegnen wir den ersten Cowboys, wie dem tibetischen Clint Eastwood mit durchdringendem Blick. Auf der Brücke hat sich der Fleischmarkt ausgebreitet, auf Holztischen bieten allesamt ausschließlich Teile vom Yak an, leicht erkennbar an ihrem büschelig schwarz-weißen Schwanz, der noch am Hinterteil baumelt. Dazu muss man wissen, dass man in der Tibetischen Kultur Yak-Rinder nicht schlachtet, sondern auf den Unfalltod des Yaks wartet. Heute lässt man ein Tier auch schon mal von anderen schlachten.
Etwas weiter des Weges, monströse rosa Radieschen und eine unendliche Vielfalt an Gemüse, wilde Pilze, Kräuter und chinesische Naturmedizin – etwas ähnlich einer Hamsterpfote versucht man uns verkaufen. Läden mit Nudelherstellung und handgenähten Schuhen. Buddhistische Mönche, die keinem Tier etwas zu Leide tun, haben Fische gefangen, die sie lebend an den Mann bringen wollen. Bei den Haushaltswaren finden wir den praktischen Hocker mit Sitzloch für das große Geschäft, das im ländlichen China für gewöhnlich nur in unbequemer Hocke möglich ist.

 

Kangding Market
Jede Menge rotes Yak und rote Rüben, Kangding Markt
Kangding market
Bunt und sehenswert der tägliche Markt in Kangding
Kangding market, tibetan cowboy
Ein tibetischer Cowboy oder doch Clint Eastwood?
Kangding market
Großartig gedeiht das Gemüse im Hochland
Yak meat market Kangding
Yakfleisch geschlachtet oder auch mal vom Blitz getroffen?

Fotogalerie Kangding Market anklicken

  • Vom alten Waschbrunnen geht es weiter zum Potenz strotzenden Yak-Bullen und der riesigen Gebetsmühle, um die Ecke links ist der Eingang zum Himalayan Coffee – echten Espresso und Cappuccino gibt es auch in Tibet. Als nettes Souvenir verkauft das Cafe Yakmilch-Seifen Grüner Tee, Green Grasland oder Lemon-Mint.
  • Für den Blick über die Stadt kann man rauf auf den Hausberg Paoma Shan 2.700m. Per Seilbahn oder in ca. 30 Minuten zu Fuß über Betonstufen (kann ohne Akklimatisierung etwas anstrengen).
  • Tipp: Wer noch einen Tag zur Akklimatisierung in Kangding anhängen möchte. Als Tagestrip lässt sich der Hailuogou Glacier Park besuchen, der größte Gletscher des Mount Gongga (7.556m), mit Aussichtsplattform, Wäldern und heißen Quellen, touristisch sehr erschlossen.
Himalayan Coffee Kangding
Im Himalayan Coffee gibt's echten italienischen Espresso

Originelles Tibet-Souvenir echte Yakhorn-Löffel
Originelles Tibet-Souvenir echte Yakhorn-Löffel
Auch originell, Yakmilch Seifen in verschiedenen Düften
Auch originell, Yakmilch Seifen in verschiedenen Düften

Yak Kangding
Yak-Bulle, ein beliebtes Fotomotiv der Tibeter
Kangding town
Der alte Waschbrunnen von Kangding

 

Tipp Cultural Heritage Museum Kangding

 

Das Haus selbst ist die Attraktion und sehr sehenswert. Unweit der Princess Wencheng Bridge (südwestlicher Ausgang der Stadt) liegt etwas versteckt das interessante, kaum besuchte lokale Museum.  Wir sind die einzigen Besucher und bekommen eine halbstündige private Führung durch das mehrstöckige, traditionelle Steinhaus – ein wunderschönes Beispiel für den farbenprächtigen, tibetischen Baustil mit Innenhof. Ellen unser Guide übersetzt den steifen Vortrag über die alte Lebenskultur der hiesigen Tibeter. Im recht guten Museumsladen finden wir als Souvenir schöne Yakhorn-Löffel.

 

 Cultural Heritage Museum Kangding
Das Cultural Heritage Museum Kangding, ein sehenswertes Haus

 

Mit seiner Lage zwischen China und Tibet war Kangding wichtiger Händler-Treff auf der Tea Horse Road. Am Ortseingang zeigt ein Denkmal lebensgroße Figuren einer Karawane, die schwer beladen mit über 100kg Blöcken Pu-Erh Tee, Yak-Fleisch, Medizin, Salz oder Fellen auf der beschwerlichen Handelsroute unterwegs waren.

 

 Tea Horse Road Kangding
Am Eingang von Kangding einen Stopp wert, die Figuren der Tea Horse Road

 

TAG 2-3  KANGDING – TAGONG  3.700m  110km  2-3 STUNDEN

 

Von der Ausfahrtsstraße Richtung Tagong können wir das Vorankommen einer kompletten Neustadt von Kangding überblicken im Hintergrund der 7.556er-Gipfel des mächtigen Mount Gongga. Er ist viel schwieriger zu besteigen als der Mount Everest, nur 24 haben es auf den Gongga-Gipfel geschafft, 37 sind bei dem Versuch umgekommen. 5. Erfolgreiche Besteigung von 3 Deutschen!
Auf der vor uns liegende Strecke läuft der Verkehr, die Strassen sind gut und auffallend sauber – wie wir feststellen überall im Hochland, keine Müllkippen oder Abfälle sind am Straßenrand zu sehen.

 

Kanding new city area
Kandings Neustadt

 

Über den Zhe Duo Shan Pass (4300m)

 

Wir schrauben uns immer höher, die Landschaft wird karger und wir erreichen unseren höchsten Pass auf 4.300 Meter. Dahinter eröffnen sich unserem Blick die sanften Hügel des herbstlich braunen Tagong Graslands – nur die schneebedeckten Gipfel können davon ablenken. Auf dem Pass sitzt eine Stupa im bunten Fahnenmeer, das von seiner Last schon zusammenfällt. Nur wenige Leute mit langem Atem entschließen sich auf dieser Höhe die etlichen Stufen bis zum kleinen Gipfeltempel zu gehen. Für die kommenden Besucher wird am Pass ein ultramodernes Gebäude errichtet, der Flughafen ist nicht mehr weit  und wirkt in der weiten Ebene einsam und verlassen.

 Duo Shan Pass  Kangding
In Serpentinen geht es hoch bis auf 4.300m zum Duo Shan Pass mit Heiligem Berg
 Duo Shan Pass Kangding
Der Gipfel des Heiligen Berges, nach etlichen Treppen erreicht

Tagong Grasland

Steppennomaden, Klöster und über allen der Yala Snow Mountain

Yala Snow Mountain
Die weiße Lotus-Krone des heiligen Yala Snow Mountain
Tagong, Golden Muya Pagoda
Tagong, Goldene Muya Pagode und der heilige Mount Yala im Hintergrund
Tagong grassland, tagong monastery
Tagong, ein spiritueller Ort

 

Das auf 3.700m liegende Tagong-Grasland (712 km²) ist eine weite und hügelige Hochland-Grassteppe und die Heimat der tibetischen Khampa-Nomaden mit abgelegenen Klöstern, Yak-Herden und Nomadenzelten. Für diese wunderschöne Landschaft und Umgebung sollte man sich wenigstens 2-3 Tage Zeit nehmen für den Besuch abgeschiedener Klöster, geführte Wanderungen, Pferde-Trekking, vielleicht auch mit einer Übernachtung im Zelt einer Nomadenfamilie. Hier wären wir gerne länger geblieben, um alles zu erkunden. Regenzeit Juni-September.

Tagong 3.700m – Eine klare, durchgeistigte Luft liegt über dem Ort

Tagong grassland, tagong monastery
Klosterblick von der Terrasse des Khampa Cafes in Tagong
Tagong monastery, hot water
Unverzichtbar, warmes Teewasser im Hochland

Das Dorf Tagong (tibetisch Lhagang)

 

Ein Wild-West Ort mit einem alten, bedeutenden buddhistischen Kloster am großen Dorfplatz, dem Dreh- und Angelpunkt der kleinen Ortschaft im tibetischen Hochland.

 

Yak-Cowboys zu Pferd oder auf ihren bunt verzierten Motorrädern mit Fähnchen, Bändchen oder Fellen und immer die Sonnenbrille auf. Streunende Hunde, ins Handy textende Mönche und Betende auf ihrer Runde um die großen Gebetsmühlen. Ab und an hält ein Bus oder eine Reisegruppe mit Chinesen, die nach einer halben Stunde wieder einsteigen und weiterfahren.

Währenddessen halten auf dem Dorfplatz die aufgestellten Sonnenspiegel  das Teewasser im Kessel warm. Infos Tagong (tibetisch Lhagang)


Lhagang Tempel in Tagong

 Lhagang Kloster Monastery Tagong
Lhagang Kloster in Tagong, kurzer Fotostopp einer chinesischen Reisegruppe

 

Das Lhagang Kloster (1644-1911) ist ein gesegneter Ort, der auf wundersame Weise der Zerstörung während der Kulturrevolution entging. Unverwechselbar sind seine verschiedenfarbigen Hallen und Türme. Hinter dem Tempel in einem ummauerten Garten stehen über Hundert 3m hohe Stupas, jede erinnert an einen Mönch. Zu jeder Tageszeit laufen Betende die Gebetsmühlen drehend um die Klosteranlage. Mit einer Handbewegung zeigt man uns nicht Betenden, dass wir falsch um den Tempel laufen, immer nur im Uhrzeigersinn! 500m weiter gelangt man zur spektakulären Goldenen Muya Pagode. Von einem Lebenden Buddha des Dzogchen Klosters gespendet, wurde sie 1997 mit mehr als 100 kg reinem Gold erbaut. Dahinter ragen die imposanten, immer weißen Zacken des heiligen Mount Yala (5820m) hervor, der von den Tibetern als Schutzpatron verehrt wird.

 

 Lhagang Kloster Monastery Tagong
Immer nur nach dem Uhrzeigersinn, Gebetstrommeln um das Tagong Kloster
 Lhagang Kloster in Tagong
Lhagang Kloster in Tagong
 Lhagang Kloster Monastery Tagong grasland Kham tibetisches Hochland

Mein Hotel Tipp – die Unterkunft in Tagong

Kham Tibetan village Tagong best guesthouse accommodation
Die Khampa Nomad Ecolodge inmitten der Natur bei Tagong

Khampa Nomad Ecolodge – Die absolute Entdeckung in der einsamen Graslandschaft mit dem Yala Snow Mountain im Blick

Die frühere Besitzerin des Khampa Cafe hat sich ihren Traum verwirklicht und die Khampa Nomad Ecolodge 11km von Tagong eigenhändig gebaut und eröffnet. In einem Flusstal inmitten des Tagong Graslands mit Blick auf den schneebedeckten Yala. 

 

Angela, eine lebensfrohe und toughe Amerikanerin, auf einer Ranch in Colorado aufgewachsen, lernte während eines Urlaubs ihren tibetischen Ehemann Djarga kennen. Zusammen bieten sie ihren Gästen alles für einen unvergesslichen Aufenthalt in Tagong: Eine traumhafte Unterkunft mit Arts Center. Zur Unterstützung der Nomaden-Familien haben sie eine Kooperative gegründet. Die lokalen Erzeugnisse, wie das Gemüse oder die Fleisch- und Milchprodukte vom Yak kommen hier gänzlich organic auf den Tisch. Die Verpflegung in Angelas Khampa Ecolodge ist das Beste, was man weit und breit kriegen kann, z.B. den super Yak-Burger und zum Frühstück, alles was das westliche Herz begehrt: Pancake, Crepes, Müsli mit Früchten, frischer Yak-Joghurt, hausgemachtes Brot und Marmelade, Kaffees mit richtigem Espresso...  Aktuelle Bewertungen

 

Tolle Touren. Unter Chyoger Treks organisieren sie von tibetischen Nomaden geführte Trekking-Touren: Zu Fuß oder mit dem Pferd, mit Übernachten im Yak-Zelt, von einem einfachen Tagesausflug bis zu mehreren Wochen mit hohen Anforderungen.  

Was für ein Ausblick auf den Yala! von der Khampa Nomad Ecolodge in Tagong

Khampa Nomad EcoLodge Tagong Grasland Sichuan China
Wahnsinns-Blick von der Khampa Nomad Ecolodge über das Tagong Grasland auf den Yala Snow Mountain
Khampa Nomad Ecolodge, Tagong grasland best stay guesthouse food
Ein Haus zum Wohlfühlen – Khampa Nomad Ecolodge, Tagong
Die Frau vom Bau bei der Khampa Nomade Ecolodge, Tagong
Die Frau vom Bau bei der Khampa Nomade Ecolodge, Tagong

Frauen am Bau. Die Entstehung der Khampa Nomad Ecolodge

 

In einem Flusstal inmitten des Tagong Graslands mit Blick auf den schneebedeckten Yala. Das neue Guesthouse ist eine absolute Pionierarbeit und die Lage ist der Hammer. Chinas Online-Shopping Gigant Alibaba macht’s möglich. Ob Bio-Gastanks, Solarpanele oder gusseiserner Ofen, alles wurde bis hierher ins tiefste Hochland geliefert. Während Angelas Mann Trekking-Touren durchführt, baut sie die neue Khampa Nomad Lodge, hat sich alles angelesen mit noch ein paar Tipps vom Daddy aus Colorado. Hier nahmen Frauen den Spaten in die Hand. Hut ab! Auch vor allen anderen Frauen, die wir in China überall auf dem Bau Schwerstarbeit verrichten sehen und die dabei stets adrett aussehen mit ihren luftigen Sommerhüten, als ob sie gleich an einer Seepromenade flanieren gehen.

 

Khampa Nomad Ecolodge. Anfragen an Angela info@definitelynomadic.com


Unbedingt machen! Pferde-Trekking ins weite tibetische Grasland

Horse Trekking, Tagong Grasland
Unsere Pferde-Trekking Guides, zwei Nomadinnen aus dem Tagong Grasland
Horse Trek Tour Tagong
Beine vertreten auf unserer Horse Trekking Tour 'Nomad Visit' in Tagong

Für den kommenden Tag haben wir bei Angela die Pferde-Trekkingtour 'Nomad Visit' gebucht, eine Tagestour die gut sechs Stunden dauert. Von den angebotenen Tagestouren beeindruckt sie landschaftlich am meisten und führt uns in das weite,  malerische Grassteppenland über Hügel und durch Flusstäler an Yak-Herden vorbei. Grandios der Yala Snow Mountain im Hintergrund – wie eine weiße Lotus-Krone thront er über allem. Unsere Trek-Führer sind sympathische Nomadinnen, die ihre Pferde im Griff haben. Mit nur wenig Englisch aber gutgelaunt führen sie uns querfeldein ins tiefe Grasland, wo wir zum Mittagessen im Nomadenzelt erwartet werden zum Tee und einem leckeren Kartoffelgericht mit Yak-Käse. Ein herrlicher Ausflug!

Nachdem wir zuvor nur einen Nacht in Kangding auf 2.600m verbrachen, macht sich die Höhe Tagongs bemerkbar mit Kopfschmerzen und schlechtem Schlaf. Den Tagesritt in die Grassteppe bis auf 4.000m haben wir aber alle gut vertragen, nur  jeden meiner Knochen spüre ich nach 6 Stunden auf dem Pferderücken. Für diese Trekkingtour braucht man keine Reitkenntnisse nur Sitzfleisch, einen guten Sonnenschutz (plus Hut!), und einen vollen Kamera-Akku. 

 

Alle Treks und Preise von Chyoger Treks angeboten von der Khampa Nomand Ecolodge, gegen Aufpreis auch Englisch sprechende Begleitung.

Horse Trek Tour 'Nomad Visit' in Tagong
Auf der Horse Trek Tour 'Nomad Visit' in Tagong
Horse Trek Tour 'Nomad Visit' in Tagong
Reiten macht hungrig, Mittagessen bei der Nomadenfamilie
Horse Trek Tour 'Nomad Visit' in Tagong
Unsere Trek-Führerin mit ihren Kindern

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Festivitäten rund um Tagong

Wer Glück hat, erlebt eines der farbenprächtigen tibetischen Feste, genaue Infos in der Unterkunft erfragen.

  • Das Reiterfestival in Tagong (3 Tage meist Anfang Juli) ist das größte jährliche Ereignis mit vielen Besuchern. Das große Pferderennen findet am 1. Tag statt, die einheimischen Familien lassen sich auf dem Hügel nieder und feiern, essen und trinken zusammen. Der 2. Tag wird mit unterhaltsamen Gesellschaftsspielen verbraucht, Wettrennen, Kräftemessen oder Wassermelonen-Wettessen. Am 3. Tag wird gesungen, gegessen und getanzt.
  •  Lhagang-Kloster Tagong, die rituellen Klostertänze der Mönche dauern 4 Tage an, Ende Juli/Anfang August.
  • Gyergo Nunnery. Das aktive, lebendige Nonnenkloster, nur 20 Minuten von Tagong, ist alleine einen Besuch wert und wird auch als Pferde-Trekkingtour von Khampa Nomad Ecolodge angeboten (6 Stunden). Das Kloster feiert ein 5 Tage-Festival im August-September mit Vorführungen über die Lebensgeschichte berühmter Heiliger. Es liegt im Dorf Heping Fahui, wo  im Juni ein Pferderennen auf dem Berg veranstaltet wird. Es ist auch das Dorf der Himmelsbestattungen, siehe Artikel unten wenn 'Geier die Seele in den Himmel tragen'.
  • Religiöses Fest in Garthar, 30km nördlich von Tagong. Kloster des 7. Dalai Lama und Geburtsort des 11. Dalai Lama, in der Nähe von Bamei, ein 7-tägiges Fest etwa Mitte bis Ende Juli, der 1. bis 7. Tag des sechsten Monats nach dem tibetischen Kalender. Klostertanzritual, Pferderennen, Tanz und Opernaufführungen von einer lokalen Theatergruppe.
 Khampa Cafe & Guesthouse Tagong
Dorfplatz mit Khampa Cafe in Tagong

Ins Khampa Cafe & Guesthouse findet jeder Reisende am Dorfplatz gleich schräg gegenüber der Lhagang-Klosteranlage. Nach einem anstrengenden Tag freut sich jeder auf der großen Terrasse zu sitzen, von der aus man das ganze Geschehen überblickt.

 

Jya Drolma and Gayla's Guesthouse im Ort ist eine gute einfach Übernachtungs-Alternative (Schild am Dorfplatz folgen). Ein authentisches tibetisches Haus einer tibetischen Familie, die gut kocht, mit guten Betten mit Heizdecken (nächtlichen Minusgraden schon Mitte Oktober), sauberes Gemeinschaftsbad mit heißem Wasser. Tel +86 8362866056.

Erlebnis tibetische Himmelsbestattung – wenn Geier die Seele in den Himmel tragen

 

Zu den traditionellen Bestattungsformen in Tibet gehören die Erd-, Wasser-, Feuer-, Himmels- und Baumbestattung. Die verbreitete Form der tibetischen Himmelsbestattung (tibetisch Jhator 'Almosen für die Vögel') scheint uns grausam, jedoch nur auf den ersten Blick. Diese Bestattungsart im Hochland ist auf den felsigen, häufig gefrorenen Boden und den Mangel an Brennholz zurückzuführen. 

 

Tibetan Sky funeral tagong

 

Unser Guide Ellen hat einen tibetischen Freund im benachbarten Heping Fahui, der ihr anbietet, uns am nächsten Morgen zu einer Himmelsbestattung in seinem Ort mitzunehmen. Man hat nichts dagegen, wenn wir dabei sind. Familienangehörige sind nicht anwesend, sie haben sich 5 Tage von dem Toten verabschiedet. Nur ein paar Freunde wohnen der Zeremonie bei, die in den Morgenstunden stattfindet. Wir folgen ihnen durch das Meer von Gebetsfahnen den Berghang hinauf. Den Leichnam, in eine Decke und Plastik gewickelt, trägt einer von ihnen auf dem Rücken zu der Bestattungsstelle auf einer freien Grasfläche. Der Leichenträger darf den Verstorbenen nicht vorher ablegen, da seine Seele sonst an diesem Ort verbleiben muss, statt in den Himmel aufzusteigen. Furchteinflößend ist der Leichenbestatter und sein Werkzeug (langes Messer und Vorschlaghammer), nicht der Leichnam oder die Schar Geier über ihm. Zur Gebetszeremonie erscheint der Lama, gefolgt von Nonnen des nahen Klosters mit der Jhangri in der Hand, eine tibetische Schamanentrommel die rhythmisch ihren melodischen Gesang begleitet. Mehr und mehr Bartgeier sind im Anflug, vielleicht an die 50 Vögel.

 

Am oberen Hang in größerer Entfernung lassen sie sich wartend nieder, wissend, wann sie näher kommen dürfen. Von dem Leichnam werden Hautstücke abgezogen bevor er den Geiern freigegeben wird. Die Vögel brauchen weniger als 5 Minuten, dann werden sie wieder vertrieben. Wir bleiben nicht länger, denn es folgt noch das Zermahlen der Knochen und Zertrümmern des Schädels. Vermischt mit Mehl und Milch wird es den Geiern verfüttert. Nach tibetischer Vorstellung wird somit der Kreislauf der Natur geschlossen. Es soll nichts mehr von dem Verstorbenen übrig bleiben, als Zeichen eines sündenfreien Lebens, alles soll in den Himmel getragen werden für den Bardo, dem Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt. Wir waren uns nicht sicher, ob wir uns diese Bestattung ansehen können. Mit einem gewissen Abstand zum Geschehen war es ein faszinierendes wie nachdenkliches Erlebnis. Eine unerwartete Gelegenheit, eine andere Kultur zu erleben und zu verstehen, mit einem ganz anderen Umgang mit dem Tod. Dabei müssen wir unweigerlich an unsere traditionelle Erdbestattung denken, bei der wir von Würmern gefressen werden und langsam verwesen.

 

Unsere Einladung zum Tibetischen Mahl

Yak butter tea
Unsere Einladung zum Tibetischen Mahl

Ellens tibetischer Freund ist in diesem Dorf ein sehr wohlhabender Mann, Besitzer eines richtigen Steinhauses über zwei Stockwerke und von mehr als 100 Yak-Rindern. Er lädt und zu einem Tibetischen Mahl in sein Haus ein. Stolz präsentiert er uns seine Gefriertruhe voller Yakfleisch, das wir gleich kosten werden. Das traditionelle Mahl wird aufgetischt. Fladenbrot, Yakbutter und Gerstenmehl, die zu Bällchen geknetet werden und zum Buttertee gegessen werden. Vom riesigen gefrorenen Yak-Schenkel bekommen wir dünne rohe Streifen abgeschnitten. Den Buttertee konnte ich, auch nicht aus Respekt runter kriegen, er schmeckt wie nasses Yak-Fell mit käsiger Butter, die Butterbällchen ähnlich. Dieses Mahl wird uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben, wenn auch nicht kulinarisch. In der Küche steht eine Musik-Anlage mit riesigen Lautsprechern.
Zum Abschluss können wir noch einen Blick auf einen besonderen Schatz werfen, eine  Tupperware voller ‚Himalayan Viagra’, dem extrem begehrten Wurmpilz der nur im Tibetischen Hochplateau vorkommt (s. folgender Artikel).

Unser Gastgeber
Unser Gastgeber

In der Küche trifft sich die Familie
In der Küche trifft sich die Familie

Tibets Goldener Wurm. Ein Aphrodisiakum, vielleicht, sicher aber ein Statussymbol

 

‘Himalayan Viagra’. Als Goldsegen entpuppt sich eine verwandelte Schmetterlingsraupe. Das Sammeln des Tibetischen Raupenpilzes der bei den Nomaden Yartsagunbu heißt, so viel wie ‚Im Sommer Gras, im Winter Wurm’, ist ein lukratives Geschäft geworden. Das uralte Heilmittel vom Tibetischen Hochplateau wurde von den reichen Chinesen entdeckt. Ein boomender Markt, der die Preise in abartige Höhen treibt. Bis zu US$50.0000 das Pfund wird für das ‘Himalayan Viagra’ in den Großstädten hingelegt, 15% höchstens bleiben davon beim Finder hängen, für den es oft 80% seines Jahreseinkommens ausmacht. Dieses lag im Schnitt bei ein paar Hundert US-Dollar und ist durch den Raupenpilz-Verkauf auf US$4.000 hochgeschnellt. Wenn ein chinesischer Geschäftsmann heute seine Tischgäste beeindrucken möchte, entkorkt er keinen alten französischen Tropfen, sondern stopft die Enten mit ein paar Tausend Dollar-Raupenpilzen. Der Einzelhandelumsatz einer Jahresernte von etwa 50 Tonnen brachte rund 7,5 Milliarden Yuan (US$1,2 Mrd.) ein.

 

Die Raupen der Wurzelbohrer-Falter ernähren sich meist unterirdisch von Wurzeln. Hat der endemische Raupenkeulenpilz die Larve befallen, frisst er die Raupe von innen langsam auf bis sie stirbt. Aus ihrem Kopf wächst der keulenförmige Pilz, dessen Stängel aus der Erde ragt und nur von einem geübten Auge entdeckt wird. Chinas Reichtum und die Gier nach Status, Jugend und Manneskraft bringt das sonst so friedliche Leben auf dem Tibetischen Hochplateau ins Wanken. Überall wird zur Erntezeit gegraben. Experten warnen vor irreparablen Schäden am Ökosystem der fragilen Hochgebirgsweiden, abgesehen von der Gefährdung des Yartsagunbu. Streitigkeiten und die ersten Todesopfer unter den Tibetern sind die Folgen des Goldenen-Wurm-Business.

 

Im chinesischen Buchklassiker zur "traditionellen Gesundheits-Erhaltung" steht ein Rezepte gegen Impotenz: "18 Gramm Caterpillar Pilz und eine frische menschliche Plazenta getrennt waschen. Den Caterpillar und die Plazenta zusammen in einem Topf mit Wasser bei hoher Temperatur kochen. Trinken Sie die Plazenta Suppe einmal pro Woche, um ein Ergebnis zu sehen."  Siehe auch Artikel im Economist.

 

Himalayan Viagra
Ein großer Schatz, diese Menge tibetischer Raupenpilze

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Vom Yak zum Burger durch Blitzschlag

yak in tagong
Das Yak-Rind wird verehrt und ungern von Menschenhand getötet, idealerweise durch einen Wolf oder Blitzschlag

 

Nach tibetischer Tradition und Religion werden die lebenswichtigen Yak-Rinder nicht geschlachtet, ihr Fleisch nur verzehrt nach ihrem natürlichen Ableben. Ideal ist ein angenehmer Tod durch Unfall, Wölfe oder Blitzschlag statt einem geplanten Mord. Ganz so streng scheint man sich nicht mehr daran zu halten und lässt den Yak auch mal von anderer, bezahlter Hand schlachten. So steht es auf der Speisekarte im Khampa Cafe, wo wir Yak Burger bestellen, der hier der Renner ist – von Hand gehackt und sehr saftig und lecker. Der Geschmack ähnelt dem Rind, das Fleisch ist aber äußerst Cholesterin- und fettarm (nur etwa 10% Fettgehalt) und reich an Spurenelementen – sehr gesund!


Das ergiebige Yak-Rind. Der Yak ist ein unentbehrliches Nutztier für die tibetischen Nomadenvölker und liefert ihnen alles Notwendige zum Überleben: Milch, Butter, Käse, Fleisch, widerstandsfähige und warme Felle, Häute für Schuhe und Stiefel. Die Yakhaare liefern Wolle für Kleidung, Decken, Teppiche, Säcke, Stricke und den dicken, dunkelbraunen Stoff für die 'Ba, die  Nomadenzelte.  Selbst der Schwanz ist dienlich als Fliegenwedel, getrockneter Dung als Brennstoff im holzarmen Grasland, und aus dem Yak-Horn werden noch nützliche und dekorative Gegenstände hergestellt.

Von der Tibetdogge und anderen Hunden

Die furchtlose und riesige Tibetdogge Do Khyi (oder Tibet Mastiff) ist eine der ältesten Hunderassen und wird in den Hochlagen Tibets seit Jahrtausenden als Schutzbegleiter geschätzt und als Wachhund gehalten.

In den Nomadencamps und Karawanen hielt man ihn vor den Zelten angebunden, was ihm seinen Namen gab, Do Khyi, 'angebundener Hund'. Sein Reviersinn ist sehr stark ausgeprägt, er sicherte das Lager, die Herde und Wegstrecke. Begegnet man dem Berghund, sollte man einen großen Bogen um sein Revier machen, Fremden gegenüber ist er misstrauisch. Sein Äußeres mit einer üppigen Mähne erinnert an einen Löwen und so kämpft er auch. Die natürlichen Feinde der Yak-Herden waren der Schneeleopard und Wolf (heute noch), mit denen es der Do Khyi problemlos aufnehmen kann.

 

Sich vor Tollwut schützen. Bei Touren im Tibetischen Hochland empfiehlt es sich generell wachsam zu sein und Abstand von allen Hunden zu halten, und ggf. einen Stock oder Steine zur Hand zu haben. Insbesondere wegen der Tollwutgefahr und der Entfernung zu einer großen Stadt mit der notwendigen medizinischen Versorgung. Wobei niedlichen Welpen schneller zum Tollwut-Problem werden können als manch furchteinflößender Hund, den man nicht Streicheln würde. Wissenswertes über Tollwut und Schutz, mehr zum Thema auf der Seite China Reiseplanung unter  Gut zu wissen & Nützliches.

Der bizarre blaue Steinwald von Bamei

Bamei Metamorphic Stones Forest
Bamei Metamorphic Stones Forest

 

Auf dem Weg nach Danba gibt es wirklich etwas Besonderes zu sehen, mit dem Bamei Metamorphic Stones Forest. Am liebsten wären wir darin ein paar Stunden Herumgewandert, aber die Danba Dörfer warten auf uns. Ein einzigartiges, geologisches Relikt in China und ein seltenes Phänomen auf der Welt, ist der Steinwald von metamorphen Gesteinen. Was von weitem wie ein Wald Blautannen erscheint, ist Blauschiefer der durch eine Gesteinsmetamorphose bei niedrigen Temperaturen und hohem Druck entstanden ist.


Die spektakuläre Szenerie kann auf verschieden langen Wanderwegen erforscht werden, auch zu Pferd. Wer nicht viel Zeit hat  nimmt wie wir den oberen kurzen Rundweg (30 Minuten) auf dem Aussichtshügel für den besten Blick auf den bizarren blauen Steinwald. Das kleine Museum über Entstehungsgeschichte ist leider nur auf Chinesisch. In Bamei kann man gut zum Mittagessen einkehren. Der Steinwald kommt 20km vor dem Ort Bamei, der 28km nördlich von Tagong liegt.

 

Bamei Metamorphic Stones Forest
Einzigartiger Steinwald bei Bamei
Bamei Metamorphic Stones Forest

 

Text: Edel Seebauer / Fotos: Jürgen Mahler 

 

Wenn Euch der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in mein Gästebuch.

 

UNSERE CHINA REISEROUTE IN BERICHTEN