Andalusien Rundreise Teil 6 – Sanlúcar de Barrameda

Sanlúcar de Barrameda – wo Spanier schlemmen gehen und Ferien machen

Tipps für einen Kurzbesuch in Sanlúcar, dem beliebten Atlantik-Spot der Spanier.

Plaza de Cabildo Sanlúcar de Barrameda Andalusien
Sanlúcars Plaza de Cabildo

Das beschauliche Sanlúcar de Barrameda ist eine der weniger bekannten andalusischen Städte, obwohl Magellan die erste Reise um die Welt hier begann und beendete. Für uns war Sanlúcar eine richtige Entdeckung. Vor seiner Tür dehnen sich weite, feine Strände aus, aber erstmal dreht sich hier alles ums Essen und Trinken, und nirgendwo sonst wird der Manzanilla Sherry hergestellt. Die zahlreichen Tapas-Bars und Fischrestaurants suchen vor allem Spanier auf, wegen der köstlichen Meeresfrüchte aus der Region. Man flaniert über die hübsche Plaza oder an der Strandpromenade und hat für die Einkehr die Qual der Wahl. 

Die Plaza de Cabildo ist das Herz der Stadt. Einige Häuser stammen aus dem 16. Jahrhundert. Ein großer Brunnen, Mosaiksteinboden, Palmen und Laternen schmücken den beliebten Stadtplatz, der von unverfälschten Bars und Restaurants gesäumt ist. 

 

Sanlúcar Tapas bar Juanito
Tapas-Bar Juanito
Langer Sandstrand von Sanlúcar
Langer Strand von Sanlúcar
Straßenmarkt von Sanlúcar mit Schnecken
Sanlúcar Morgenmarkt um die Plaza de San Roque mit Schnecken
Auf dem Fischmarkt von Sanlúcar
Auf dem Fischmarkt von Sanlúcar

Sanlúcar de Barrameda – Spaniens kulinarische Hauptstadt

Sanlúcar de Barrameda Stadtplatz

Man sollte hungrig nach Sanlucar kommen!

 

Als Spaniens kulinarische Hauptstadt 2022 rückte Sanlúcar de Barrameda endlich ins Rampenlicht. Dass diese pulsierende andalusische Stadt im äußersten Südwesten des Landes für besondere Gaumenfreunden sorgt, wussten schon viele die Spanier. Es schmückt sich mit keinen Michelin-Sternen wie Barcelona oder San Sebastián, und seine Besucher erwartet auch keine Demonstration schäumender Molekularküche.

 

Sanlúcar de Barrameda, wo Kolumbus und Magellan einst für guten Wind und Glück beteten, ist gesegnet durch Geografie und Klima und einem Reichtum an Meeresfrüchte, dass es fast unmöglich ist, sie hier nicht frisch zu essen. "Barrameda" leitet sich von einem arabischen Wort für einen Schifffahrtskanal ab. Die Lage Sanlúcars an der Flussmündung des Guadalquivir war für die Stadt eine Goldgrube. Die Beute der spanischen Galeonen mussten ab hier weiter mit Lastkähne stromaufwärts nach Sevilla transportiert werden.

Zu diesen Schätzen gehörte unter anderem die Kartoffel, die aus der neuen Welt nach Europa mitgebracht wurden. Im salzhaltigen Boden ihrer neuen Heimat hat die heute berühmte Spunta 'Patata de Sanlúcar' glücklich Wurzeln geschlagen. Sie besitzt mehr Stärke und schmeckt süßer. 'Papas Aliñás con Melva ', den andalusischen Kartoffelsalat mit Thunfisch sollte man in den Bodegas als Tapa bestellen. Mit Zwiebeln, Petersilie, Sherry-Essig und Olivenöl angemacht, kommen dann die  konservierten Melva-Thunfischfilets  obendrauf.

 

Besonders intensiv und beliebt sind Langostino de Sanlúcar, eine größere und ganz eigene Garnelenart, die nur in den hiesigen Fischgründen vor der Doñana-Küste gefangen werden. Am schönsten verspeist man sie in den Strandrestaurants am Bajo de Guía, und besonders saftig sollen sie in der Casa Bigote sein, sagen die Sanluqueños.

 

Ein weiterer Grund, warum Sanlúcar de Barrameda zu Spaniens Gastronomiestadt gewählt wurde, ist natürlich der Manzanilla Sherry mit 21 Bodegas in der Stadt. Der recht trockene Manzanilla Fina passt übrigens perfekt zu den Sanlúcar Garnelen, aber am liebsten trinke ich ihn als Rebujito Longdrink mit Tonic.

In Sanlúcar Einkehren, schlemmen und probieren

'Tortillitas de Camarones'. Die ausgebackenen kleinen Sandgarnelen sind richtig gut bei Casa Balbino, die beste Tapasbar an der Plaza del Cabildo mit einer fantastischen Tapa-Auswahl und Tischen zum draußen sitzen.

Nach einer ausgiebigen Bodega-Tour sind die knusprigen und fetten Krabbencracker ist ein nächtlicher Hit. 

Tortillitas de Camarones, Tapasbar Casa Balbino Sanlucar
Tortillitas de Camarones, Tapasbar Casa Balbino
Tapasbar Casa Balbino Sanlucar
Tapasbar Casa Balbino an der Plaza

 

'Papas Aliñás'. Den andalusischen Kartoffelsalat essen wir an der Plaza de San Roque in der kleinen urigen Tapas-Bar Juanito, in der die besten Schinken Spaniens hängen und Käseleiber die Regale füllen. Serviert werden die mit Essig angemachten Papas Aliñás mit weißem Tunfisch (atún) oder Melva (eine feine Fregattmakrele), Zwiebeln und gutem Olivenöl.

Tapas-Bar Juanito Sanlucar de Barrameda
Immer was los in der Bar Juanito

 

'Chiguatos de Sanlúcar' (oder Gambas Blanca Sanlúcar). Die Garnelen sind besonders schmackhaft und intensiv. Am besten bekommt man sie in den Fisch- und Grillrestaurants an der Strandpromenade Bajo de Guía. Die Nr. 1 bei den Spaniern ist Casa Bigote mit Restaurant und Taverne. Wenn es den 'Trinchado de atún rojo' gibt, ein kurgebratener Roter Thunfisch auf Tomaten und Olivenöl, würde ich zugreifen.

  • Arroz Marinero oder Paella de Marisco findet man nebenan bei Casa Juan auf dem Menü.
  • Sanlúcars Fischereihafen liegt ein Stück weiter in Bonanza, wo der Fang in der Cofradía de Pescadores Sanlúcar de Barrameda versteigert wird. Infos auf Google Map.
Fischrestaurants am Strand von Bajo de Guía Sanlucar
Meile der Fischrestaurants am Strand von Bajo de Guía
Casa Bigote
Casa Bigote
Roter Thunfisch Casa Bigote Sanlucar
Roter Thunfisch in der Casa Bigote

 

Sanlúcar liegt an der Mündung des großen Río Guadalquivir an einem langen, breiten Sandstrand. Zum Aperitif setzten wir uns in eine der Chiringuito Strandbars, bestellen einen Rebujito (Manzanilla mit Tonic & Eis) und stellen uns vor, wie Christoph Kolumbus in die Neue Welt oder Ferdinand Magellan vor 500 Jahren zur ersten Weltumrundung hier vorbeisegelten. Ihr Ausgangshafen war nur wenige Kilometer flussaufwärts im kleinen Bonanza, dem heutigen Fischereihafen von Sanlúcar.

 

Gegenüber schauen wir auf die Dünen des Parque Nacional de Doñana, der von Sanlúcar nur mit Booten zu erreichen ist. In der ehemaligen Fábrica de Hielo (Eisfabrik für die Fischerboote) mit schöner "Sevillano"-Fliesen Fassade wird das komplexe Ökosystem des Nationalparks erklärt und die Tickets für die Touren verkauft.

Chiringuito Strandbar Rebujito Drink, Sanlúcar de Barrameda
In einer der Chiringuitos Strandbars wartet schon mein Aperitif, ein Rebujito
Der lange goldene Strand von Sanlúcar
Der lange goldene Strand von Sanlúcar

Gegenüber schauen wir auf die Dünen des Parque Nacional de Doñana, der von Sanlúcar nur per Booten zu erreichen ist. In der ehemaligen Fábrica de Hielo (Eisfabrik für die Fischerboote) mit schöner "Sevillano"-Fliesen Fassade wird das komplexe Ökosystem des Nationalparks erklärt und die Tickets für die Touren verkauft.

Blick auf die Dünen des Parque Nacional de Doñana, Sanlúcar
Blick auf den Parque Nacional de Doñana durch den Jeep-Safaris laufen
Fábrica de Hielo Sanlucar de Barrameda
ehemalige Fábrica de Hielo

 

Ein Spektakel ist das Strandrennen Carreras de Caballos von Sanlúcar. Es ist eines der ältesten Pferderennen Spaniens und finden jährlich an zwei August Wochenenden am Strand von Sanlúcar statt. 

 Foto Carreras de Caballos von Sanlúcar
Turf am Strand von Sanlúcar

Das Mekka der andalusischen Pferdezucht – Jerez de la Frontera – liegt nur eine halbe Stunde von Sanlúcar entfernt. Die Feria del Caballo in Jerez ist Pferdemesse und Volksfest und ein großes Spektakel, das jedes Jahr eine Woche lang Anfang Mai im nahegelegenen stattfindet.

 

Wer die andalusischen Pferde "tanzen" sehen möchte, findet verschiedene Shows, etwa in der Königlich-Andalusischen Reitschule in Jerez de la Fronter, wo die Reitkünste bestaunt werden können. Bei Getyourguide* können Tickets & Touren bis zu 24 Stunden vorher vollständig storniert werden. 

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Übernachten. Wir bleiben eine Nacht in Sanlúcar direkt an der Plaza del Cabildo im sehr schönen Hotel Barrameda mit modernen Zimmern, Balkon und einer großen Dachterrasse. Das Frühstück nehmen wir lieber ein wie die Spanier gegenüber im Café La Ibense oder in der urigen Cafetería Casa Dueñas: 'Café y Tostadas con Jamon oder Aceite y Tomate' (geröstetes Brot mit Schinken und mit Tomatenpüree und Olivenöl).

 

  • Sanlúcar de Barrameda ist mit dem Auto 30min von Jerez de la Frontera und 40min von Cádiz entfernt. 
  • Sanlúcar de Barrameda Tourismo Homepage mit EventkalenderDie Tourist Information liegt an der großen Avenida Calzada Duquesa Isabel 8 zwischen Zentrum und Strand.
Zimmerausblick vom Hotel Barrameda Sanlucar
Zimmerausblick vom Hotel Barrameda. Unten Frühstück auf Spanisch in einer Bar

Die Manzanilla Kathedrale

Sanlúcar gehört zum berühmten Sherry-Dreieck. Jerez de la Frontera, Puerto de Santa Maria und Sanlúcar de Barrameda bilden das Dreigestirn der Sherry-Städte, in denen auch die Reifung stattfinden muss. In der schläfrigen, mit Denkmälern übersäten Altstadt eingebettet, liegen Sanlúcars Bogedas, in denen der geschätzte Manzanilla im besonderen Küstenklima reift – ein weißer, sehr trockener Sherry mit leichtem Salzaroma. Am besten schmeckt er uns als Rebujito Longdrink mit Tonic.

Einen der schönsten Weinkeller besitzt Bodegas Barbadillo. Der kathedralenartige Keller ist beeindruckend. Der mit Bögen durchzogenen Raum braucht die Höhe, damit die Luft gut zirkulieren kann. Führungen durch den Keller werden mitsamt Verkostung angeboten. Im Haus befindet sich auch das Manzanilla Museum und ein Shop. Bodegas Barbadillo Besucherinformationen.

Die 'Kathedrale' Bodegas Barbadillo in Sanlucar
Die 'Kathedrale' der Bodegas Barbadillo

Die Markthalle von Sanlúcar de Barrameda

Auf dem Weg zum Altstadthügel kommt man direkt an diesem herrlichen Mercato vorbei. Nachdem ich die Markthalle betreten hatte, mochte ich gar nicht mehr raus. Neben Gemüse, Obst, Käse und Fleisch bietet der Markt alles, was zuvor im Meer gelebt hat, zu Preisen, die Neid erwecken. An einem der kleinen Außenständen kaufe ich unglaublich günstig Safran vom La Mancha Hochplateau und am Stand mit den heißen Churros in der Papiertüte kommt man auch so leicht nicht vorbei. Die Markthalle ist außer Sonntag täglich bis nachmittags geöffnet. Mercado de Sanlúcar de Barrameda (Infos, Öffnungszeiten Google Map).

Markthalle Fischmarkt von Sanlúcar de Barrameda
Kaisergranaten im Fischmarkt von Sanlúcar
Historische Altstadt Sanlúcar de Barrameda
Hinter der Markhalle geht es hinauf in die historische Oberstadt

 

Ein besonderes Erlebnis zum Mittagessen ist die urige Taberna de la Cigarrera.

 

Gäste haben die Möglichkeit ihren Fisch aus der Markhalle hier zubereiten zu lassen. Und so machen wir es wie die Spanier, kaufen uns gegenüber im Mercato frische Garnelen und suchen uns noch einen Fisch aus. In der Taverne wird unser Einkauf gegen kleines Geld zubereitet, nach Wunsch gekocht oder gegrillt. Der Ort hat eine schöne und lebhafte Atmosphäre, man sitzt im Weinkeller oder im grünen Innenhof des Weinguts. Gerne esse hier auch den Kichererbsen-Eintopf, wenn er auf der Tageskarte steht. Das Restaurant hat eine breite Speisekarte mit einer guten Auswahl an Tapas, typisch andalusischen Gerichten, gegrilltem Fisch, Eintöpfen und Meeresfrüchten. Man trinkt den Manzanilla des Hauses – der Rebujito, den sie machen, ist auch sehr gut.

  • Bodega und Taberna de la Cigarrera auf Google Maps. Zur Mittagszeit ist es ziemlich voll, dann ist es ratsam zu reservieren. 

 

Gesegnet wurden Kolumbus und Magellan in der wunderschönen Kirche im Mudéjar-Stil Nuestra Señora De La O. Der Turm kann im Rahmen einer interessanten Führung bestiegen werden. Von oben genießt man eine Aussicht über den Guadalquivir.

Altstadt Sanlúcar de Barrameda
Aufstieg über die Calle Bretones

Zum Kaffee in den Paradiesgarten von Medina Sidonia

Sanlúcars Oberstadt mit schönen Palacios und Kirchen ist denkmalgeschützt. Im schönsten Palast, einem geschichtsträchtigen Ort, kann man sogar Kaffee und Kuchen genießen. In dem prachtvoll ausgestattetem Palacio Medina Sidonia lebte der 7. Herzog von Medina Sidonia, Alonso Pérez de Guzmán y Sotomayor, der in Ungnade fiel, nachdem er die spanische Armada 1596 in eine Katastrophe geführt hatte und Cadiz von der englischen Flotte geplündert wurde.

 

Der Palacio beherbergt kostbare Antiquitäten und Gemälde der spanischen Adelsfamilie Medina Sidonia, die einst mehr von Spanien besaß, als jeder andere. Der Garten ist ein Traum und gehört zum Café mit Tischen inmitten von Hibiskus, Bougainville, Palmen und Zitronenbäumen. (Lage Google Map). Nicht vergessen, vom Haus hat man hinter dem Garten noch einen wunderbaren Stadtblick. Der Palacio selbst ist ein Museum (Infos) und kann nur geführt besichtigt werden. Noch vor dem Palacio steht die Iglesia de Nuestra Señora de la O, die innen prächtige kachelverzierte Wände und Stuckarbeiten zieren (reinschauen!).

  • Zweimal in der Woche finden in der Casa Medina Sidonia geführte Besichtigungen statt, genaue Termin stehen auf der Webseite unter 'Visitas guiadas'.

 

Von Edel Seebauer 

Fotos Jürgen Mahler, depositphotos.com (1 Bild)

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