4. Teil Rundreise Namibia
Zu Namibias Berge Spitzkoppe, Erongo, Vingerklip
Tag 17 Spitzkoppe Camp (150km 2,5h)
Auf dem Weg kommen wir Karibib vorbei, ein guter Stopp für eine Kaffeepause ist Henckert Tourist Center, es hat eine große Auswahl an Halbedelsteinen (nach Gewicht) und Mineralien, aber auch sehr hochwertigem schönen Kunsthandwerk, riesiger Laden an der Main Street 38.
Überhaupt ist die Gegend um Karibib und dem Erongo Gebirge weltbekannt für seine Halbedelsteine und Marmorbrüche (seltener schwarzer Marmor der Marmorwerke Karibib am Ortseingang). Bereits 1903 begann die Deutsch Afrikanische Marmorgesellschaft mit dem Abbau und brachte den Marmor per Schiff nach Deutschland zum Bau des Bremer Bahnhofs sowie für eine Reihe von Frankfurter Bankhäusern.
An der Kreuzung zur Spitzkoppe kommt man direkt an den vielen Verkaufsständen für Mineralien und Halbedelsteinen vorbei. Mineralienatlas Erongo
Bei der Spitzkoppe hat sich einiges getan, alles ist gut organisiert und sehr gepflegt. Der neue Preis für die Campsite ist gerechtfertigt. Zu den Felszeichnungen kommt man jetzt nur mit einem Guide, was ja ok und verständlich ist. Ein 20 Hektar Wildpark wurde einzäunt (Zebras inklusive) den wir kombiniert mit der Rock-Art (Felszeichnung) Snake und Little Bushman’s Paradise mit Guide besuchen (diverse Touren im Angebot). Große Auswahl an schönen Campsites, man hat die Qual der Wahl. Wir fahren zu den hintersten und wählen 10C ruhig mit Weitblick und von den Felsen im Rücken geschützt. Der Platz ist frisch gefegt und der Müll geleert (hier nur Plumsklo). Vor Sonnenuntergang macht das Klettern auf den rotglühenden Felsen Spaß und die Aussicht geht weit. Interessante Vögel und viele lustige Klippschliefer. Die Spitzkoppe erinnert tatsächlich an das Matterhorn, und drum herum kann man eindrucksvolle Felsformationen erkunden (die „Bridge“ oder Rock pools). Für Camper ein wirklich herrlicher Platz, mit einer unserer Schönsten. Es gibt auch Chalets am Eingang und eine nette Bar mit Terrasse, Essen kann dort vorbestellt werden. Sehr nette hilfsbereite Angestellte (alle von der lokalen Community) unter gutem Management. Nur Barzahlung, hatte ich nicht vor reserviert.
Klick auf Fotos für große Bildergalerie Spitzkoppe
Tag 18 Ameib Ranch, Erongo Gebirge (88km, 1h45)
Die alte Frau Kögl hat hier lebenslanges Wohnrecht (siehe auch herrlicher älterer FAZ Artikel (Gegen Speikobras empfehlen wir Schrotflinten) seitdem die Ameib Ranch von der Familie Denker übernommen wurde und modernisiert wird (die vielen Katzen sind weg). Die Ranch gehört zum Erongo Mountain Rhino Sanctuary (zum Schutze des Spitzmaulnashorns, Leoparden, Braune Hyäne u.a.), daher ist der Campingbereich auch eingezäunt. Schöne Plätze mit Sitzgelegenheiten und schattigen großen Bäumen, nicht zu nah beieinander, das kleine Sanitärhaus ist noch alt, je eine Damen- u. Herrendusche, nur 1 Steckdose. Ein kleiner Pool mit Liegen reicht für eine willkommene Erfrischung. Von einigen Plätzen sieht man auf das Gebirge, aber kein Vergleich zu den Plätzen der Spitzkoppe. Ein kurzer Weg führt direkt zum Teich mit Rohrdommelsitz. Ohne Zweifel kann man hier Interessantes tun und sehen. Die Buschmannszeichnungen der Phillips-Höhle (parken nach 2km) besichtigt man ohne Guide, ca. 30-40 min. steilerer Aufstieg, Hauptfigur ist der "weiße Elefant" in einer Bildergalerie die teils schon schlecht erkennbar ist. Die vielseitige Vogel- und Tierwelt geben ein Gamepark-Feeling, was auch zu Fuß erlebbar ist - immer wieder erspähen wir Giraffen, Paviane, Zebras, diverse Antilopen. Sehr gut gefällt uns die morgendliche Wanderung zum Nashornausguck in die weite tiefe Ebene (überdachte Bank zu Verweilen) auch wenn wir jene nicht gesichtet haben - vorbei am Staudamm mit vielen Vogelarten in schöner Landschaft. Zu Bull’s Party und Elephant’s Head sind es 6km (Parkplatz), besonders schön für Fotos im Morgenlicht, vor Sonnenuntergang lagen die Felsen bald im Schatten. Die nach Millionen Jahren der Erosion stehengebliebenen Granit-Felsen sehen aus wie zusammen gewürfelte Kugeln und Bausteine – wie der Spielplatz von Giganten. Wir steigen auf den Rücken des Elefantenkopfs mit einem tollen Ausblick. Es führt aber auch ein nicht zu schwieriger Klettersteig auf den Elefantenkopf rauf. Bei Ankunft erhält man einen Plan mit allen markierten Wanderwegen. Nur Barzahlung, auch Chalet-Unterkünfte. Ameib Ranch in Tripadvisor
Zwischenstopp Künstlerort Omaruru
Omaruru 60km nördl. von Karibib. Die kleine pittoreske Stadt hat sich zu einem Künstlerort entwickelt. Gleich am Ortseingang schauen wir uns bei Tikoloshe Afrika die fantasievollen Wurzelholz Schnitzereien an, die besten des Landes (s. auch Shopping Tipps Windhoek). Beim Mittagssnack sitzen wir sehr nett im hübschen Garten des historischen „Wronsky House“ (1907), dem heutigen Omaruru Souvenirs & Kaffeestube. Der Besitzer von Tikoloshe empfiehlt uns die kürzeste Strecke zur Vingerklip Lodge über die D2351 durch Farmerland mit mehreren Vieh-Gattern zum öffnen/schließen. Sie entpuppt sich als wirklich schlechte Strecke mit vielen uneinsehbaren Senken.
Tag 19-21 Vingerklip Lodge, Ugab-Terrassen (275 km, ca. 5-6h)
Die Vingerklip Lodge liegt traumhaft im Ugab-Tal mit seinen Bilderbuch-Terrassen, Tafelberge die aus dem weiten Trockenflussbett des Ugab hochragen, entstanden vor 30 Mio. Jahren durch Flussablagerungen und Abtragungen. Sie erinnern ans Monument Valley nur in einer afrikanischen Savanne mit Oryx, Springbock, Giraffe und Zebra. Der Vingerklip steht fotogen als 35 Meter hohe Felsnadel heraus.
In der Vingerklip Lodge werden wir zum 'Heaven’s Gate' Chalet auf den Tafelberg geführt (das letzte Stück per Eisentreppen), wo auch das Panorama-Restaurant Eagle’s Nest liegt. Die Aussicht von hier oben ist grandios, rundum blickt man auf den Vingerklip und die Tafelberg-Formationen, die bei Sonnenuntergang wie Briketts glühen. Wir wohnen im Honeymoon Chalet mit Alleinlage auf dem Plateau. Der Auf- und Abstieg (ca. 15-20 Minuten) war es uns jedes mal wert: die Einsamkeit und Stille, alleine hier oben zu sein – von unserer Terrasse blicken wir auf den besonders schönen Solitär-Felsen.
Alle Gäste können den Ausblick vom Plateau genießen (beliebt zum Sonnenuntergang) sowie am Abend im kleinen Restaurant 'Eagle’s Nest' reservieren (anstelle des großen Hauptrestaurants der Lodge). Als Gäste des Heaven’s Gate haben wir im 'Eagle’s Nest' automatisch einen Tisch. Es gibt täglich Braai (Gegrilltes) von verschiedenem Fleisch das wechselte (Oryx, Springbock, Kudu, Wildschwein, Lamm oder Huhn), drei Beilagen, einen Salat und Nachtisch, guter offener gekühlter Rotwein. Die Lodge und Chalets sind harmonisch um einen Hügel gebettet mit Blick auf einen Tafelberg, teils aufs Wasserloch, schöner üppiger Garten der viele Vögel anzieht, hübscher kleinerer Pool. Zeitweise läuft ein Generator, der neben der Solarkraft zur Versorgung benötigt wird, den wir oben aber nicht hören.
Das Heaven's Gate Chalet ist kein high-end-Luxus aber großzügig offen und gemütlich gestaltet mit ausgewählter afrikanischer Kunst, wie in der ganzen Anlage. Rundum Fenstern mit Jalousien, kleiner Kamin, mobiles Klimagerät, kleine Küche (Kühlschrank, Spüle, Geschirr, Tee+Kaffee). Am liebsten halten wir uns auf der schönen Terrasse auf mit bequemen Möbeln und Liegen und sogar einem Mini-Pool der ins Chalet führt (Vorsicht beim Zähneputzen, dahinter geht's gleich ins Wasser). Am Abendhimmel nur noch die Sternbilder über uns. Bei Wind und offenen Fenstern stört das Klappern der Jalousien, was wir mit einigen Sofakissen beheben. Das große Plus: die einsame romantische Lage und Wahnsinns Aussicht!
TIPP: Über die Vingerklip Lodge oder Reiseveranstalter gibt es in der Nebensaison das Angebot 3 Nächte für 2.
Vingerklip Lodge auf Booking.com.
Hinweis: Die Lodge gab uns das freie Heaven's Gate Chalet freundlicherweise als Up-grate.
Heaven's Gate Chalet, Vingerklip Lodge – Klick Bildergalerie
Ugab-Terrassen Wanderwege bei der Vingerklip Lodge
Direkt ab der Lodge kommt man auf die Trails, Wanderwege durch die Ugab-Terrassen. Sie sind schön, einfach zu gehen, und sie lassen sich auch kombinieren (s. Foto Plan). Nach einem gigantischen Sonnenaufgang machen wir uns um 6h30 los zum Vingerklip (30 min. ein Weg) mit herrlicher Aussicht über die sich fortsetzenden Ugab-Terrassen. Zum Frühstück zurück, springen wir anschließend noch in den Lodge Pool bevor wir wieder zu unserem Chalet aufsteigen. Interessant auch der schöne Rundweg zu den südlichen Terrassen (2½ Std), der gegen Ende an einem weißen Bergkristallfelsen vorbei geht. Auf den Wegen findet man auch das schöne alte Wurzelholz der Schnitzer von Tikoloshe. Am schönsten sind die Wanderungen früh morgens oder vor Sonnenuntergang.
Die Ugab-Terrassen werden von den meisten Reisenden ausgelassen, zu Unrecht. Ein Lob an den Stefan Loose Reiseführer, der sie zu den Namibia Highlights zählt.
Klick Foto für Großansicht
Vielen werden nun weiter zum Etosha Nationalpark fahren.
Ein Leser schrieb mir, dass er allen ans Herz legt, auf dem Ozohere Campground zu übernachten. Eine wirklich tolle Erfahrung. Die sympathische Besitzerin Venice versucht sich mit dem Ozohere Campground eine Existenz aufzubauen und mache das wirklich ganz toll. Sie bietet Frühstück und auch Abendessen an und einen Besuch im Himba-Dorf. Die Campsite ist etwa 3 Stunden vom südlichen Etosha-Gate entfernt.
Ozohere Campsite Google Maps. Telefon +264812959783
Namibia Dollar – Geldbeschaffung vor Ort
Am ATM Airport Windhoek kann man nur am ATM mit Visacard Geld abheben (generell bei Bank Windhoek) oder man geht zur Wechselstube. Am besten ist die Nedbank in Windhoek und größeren Städten wo 4.000 N$ pro Transaktion möglich sind, auch mit EC-Karte. First National und Standard geben in Windhoek 2000N$ raus, in den kleinen Ortschaften oft gar nichts mit unseren Karten. Für größere Summen mehrmals hinter einander abheben funktioniert.
Am besten in Windhoek/ Keetmanshoop/ Swakopmund/ Walvis Bay oder Otjiwarongo ausreichend mit Bargeld eindecken – daran denken, alle Tankstellen nehmen nur Bares. Euros in Reserve.
TIPP für alle die Südafrika mit einplanen: In Namibia kann man alles ebenso gut mit ZAR bezahlen aber nicht umgekehrt! Der Namibia Dollar N$ ist an den ZAR gekoppelt, wird in Südafrika aber nicht zur Zahlung angenommen. Manchmal kommen auch ZAR aus dem Automat, nicht wundern.
Tipps nahm ich als Namibia Neuling dankbar an...
- Akku-Ladegerät fürs Auto (Zigarettenanzünder) Die Investition lohnt sich, da es oft keinen Stromanschluss gab, hatten wir es für Handys, Kameras und I-Pod während der Fahrt ständig im Einsatz. Mit dem Universal-Ladegerät (z.B. Hähnel UniPal Plus) wird auch geladen, wenn nicht gefahren wird. Nur das I-Pad- oder Laptop-Laden muss über den richtigen Stromstecker.
- Ein Multifunktionswerkzeug, das Outdoor Multitool vom Spezialist Gerber ist klein, paßt in die Hosentasche und hat alles dran.
- Ein Profi Camper-Tipp ist eine Solarleuchte, die sich bei Tageslicht auflädt.
- Großeinkauf in Windhoek, der riesige Superspar gegenüber Maerua Mall hat wirklich alles.
- Braucht man: spezieller namibischer Adapter, billige Grillzange, 2 Gläser für den Wein und Gin Tonic (wer nicht aus den Alubecher trinken möchte). Extra Kühlbox vom Autovermieter für Getränke, Lebensmittel. Große Ikea-Tasche für Lebensmittel mitbringen, Müllbeutel mit Zugband, Baumwolltasche fürs Gemüse (schwitzt in Plastik und verdirbt schnell). Leinentuch als Staubschutz für die Kamera, luftdichte Zipp-Beutel statt Frischhaltebox oder gegen Staub. Extra Geschirrhandtücher. Ein schärferes Messer z.B. Klappmesser. Eine Profi-Fussballpfeife, günstig und extrem laut (für alle Fälle).
- Holzfeuer und Kühleis gibt es überall auch an jeder Tankstelle. Das Brunnenwasser auf den Farmen ist sehr gutes Trinkwasser.
- Mückenschutz der in Afrika am besten wirkt, vor Ort kaufen (Peaceful Sleep oder Repel). Toiletten- und Pflegeartikel wie Nivea & Co. sind in Namibia wesentlich teurer. Die Trockenheit Namibias spürte ich extrem: Creme für Lippen, Hand und Fuß einpacken (sehr gut z.B. Ballistol-Öl und für Nasenschleimhäute und Lippen Bepanthen).
- Kleines Erste-Hilfe-Set für Reisen, immer im Rucksack dabei, leicht und alles wichtige drin inkl. Schere.
- Internationaler Führerschein: Autovermieter fragen nicht danach aber bei Polizei- oder Parkkontrollen könnte er verlangt werden.
- Empfohlene Fahrgeschwindigkeit: Nationalparks 30km/h - unbefestigte Überlandstraßen 60 km/h, auf Teerstraßen 100 km/h.
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Text: Edel Seebauer Fotos: Jürgen Mahler
Wenn Euch der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in mein Gästebuch.